München (rad-net) - Wenn am Sonntag die Profis in Murnau den Kampf um den EM-Titel auf der Straße eröffnen, geht Deutschland gleich mit zwei Favoriten ins Rennen: Pascal Ackermann (UAE-Team Emirates) und Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious). Beide Fahrer sind in Topform und haben Medaillenchancen, weshalb sich der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für diese Doppelspitze entschieden hat.
Der Sportliche Leiter Jens Zemke sieht auf dem Kurs wenig Chancen für am Ende erfolgreiche Attacken und Ausreißergruppen, die im Ziel um den Titel sprinten. Viele Nationen treten mit ihren Top-Sprintern an: Frankreich mit Arnaud Demare, die Niederlande mit Fabio Jakobsen. «Auf 207 Kilometern kann viel passieren. Wir haben acht Fahrer für dieses Rennen nominiert, die alle an einem Strang ziehen», ist Zemke überzeugt.
In die Karten gucken lassen wollte sich Zemke vier Tage vor dem Rennen freilich nicht: «Wir haben zwei Fahrer am Start, die in Form sind, die beide Chancen haben. Das macht uns für die Konkurrenz unberechenbar», ist Zemke überzeugt, dass diese Konstellation ein Vorteil für den BDR ist. Da es zwischen Fahrern und Betreuerfahrzeug keine Funkverbindung gibt, muss die Marschrichtung klar vorgegeben und alles durchgesprochen werden. Das Bindeglied zwischen Teamleitung und Fahrern soll im Rennen John Degenkolb (DSM) sein. «Es übernimmt diese Aufgabe auch bei seinem Rennstall mit Erfolg. John hat Rennübersicht, ist ein Fahrer, der sich Platz im Feld verschafft und der ein Rennen steuern kann», vertraut Zemke auf die Qualitäten des erfahrenen Degenkolb. «Entscheidungen müssen oft schnell getroffen werden, da kann man sich nicht erst zum Teamfahrzeug zurückfallen lassen und sich beraten.»
Zemke ist froh, dass der BDR die Mannschaft in diesem Jahr aus einer Vielzahl von starken Profis auswählen konnte. «Im letzten Jahr mussten wir noch Fahrer aus den nationalen Sportgruppen dazu nehmen, diesmal gab es genügend WorldTour-Profis, die Interesse hatten, in München zu fahren», sagt Zemke. «Wir mussten harte Entscheidungen treffen, weil wir nicht alle berücksichtigen konnten.»
Phil Bauhaus, wie Ackermann in der vergangenen Woche Etappensieger der Polen-Rundfahrt, ist hoch motiviert: «Die Chancen für uns als deutsches Team stehen gut. Wir sind eine sehr ausgeglichene und starke Mannschaft. Gerade bei einem Rennen im eigenen Land sind alle hoch motiviert», sagt der Kölner.
Das bestätigt auch Pascal Ackermann. «Egal wie es ausgeht, wir sind für jedes Terrain gerüstet. Wir haben viele Karten dabei, welche wir ziehen, zeigt sich am Sonntag», sagt der Pfälzer und sieht kein Problem, sich mit Bauhaus zu einigen, wer am Ende eventuell um die Medaillen mitsprinten soll. «Darüber machen wir uns heute noch keine Gedanken. Wir haben im Rennen 207 Kilometer Zeit zu sprechen.»
Und Bauhaus erklärt: «Um den Sieg mitfahren können wir nur als Mannschaft.» Für den Kölner ist es der erste Einsatz in der Nationalmannschaft als Elitefahrer. «Es ist eine große Ehre für mich dabei zu sein. Das ist ein hoch angesehener Titel, den es da zu gewinnen gibt, ein Rennen mit hohem Stellenwert.»
Pascal Ackermann konnte bei einer Straßen-EM schon zweimal Bronze gewinnen und kennt den Kampf um den EM-Titel. Die Strecke in München hat zwar einige Höhenmeter, doch mit insgesamt 1220 Höhenmetern auf 207 Kilometern ist es auf jeden Fall ein Kurs, der Sprintern in die Karten spielt. «Das Rennen wird auf den letzten 70, 80 KIlometern auf dem Rundkurs in der Münchner Innenstadt, entschieden.»