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Marcel Kittel (M.) feierte gleich den ersten Etappensieg. Foto: Yoan Valat
05.07.2014 19:22
Wieder Doppelschlag von Kittel - Bergtrikot für Voigt

Harrogate (dpa) - Marcel Kittel strahlte über das ganze Gesicht, als ihm Herzogin Kate ins Gelbe Trikot half. Daneben applaudierten die Prinzen William und Harry dem überglücklichen Thüringer, dem zum Tourauftakt in Harrogate wie 2013 in Bastia der Doppelschlag gelungen war.

Zum selben Zeitpunkt war Lokalmatador Mark Cavendish nach seinem schweren Sturz auf der Zielgeraden auf dem Weg ins Krankenhaus. Der 26 Jahre alte Kittel hatte zum Auftakt der 101. Tour de France die Partystimmung der geschockten Briten gedämpft und sich zum zweiten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot gesichert. Zum Tourstart gewann der Arnstädter die erste Etappe nach 190,5 Kilometern vor dem Slowaken Peter Sagan und setzte sich prompt an die Spitze der Gesamtwertung. Das gleiche Kunststück hatte Kittel im Vorjahr fertiggebracht. Im Anschluss daran hatte er 2013 insgesamt vier Etappen gewonnen.

«Ich bin so stolz. Das ist sehr emotional. Ich wusste, wie es sich anfühlt, da oben auf dem Podest zu stehen», sagte Kittel nach der Siegerehrung und drückte dem verletzten Cavendish, der wohl aus eigenem Verschulden auf die rechte Schulter gestürzt war, die Daumen: «Ich hoffe, es ist bei 'Cav' nicht so schlimm und er kann morgen weiterfahren».

Den Briten war im Ziel der Atem gestockt: Der Lokalmatador, der sich partout zum ersten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot holen wollte, kam im turbulenten Massensprint zu Fall. Er wurde mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus gebracht.

Rekordteilnehmer Jens Voigt holte sich bei seiner mutmaßlich letzten Tour das Bergtrikot, das er auch bei seinem Debüt 1998 getragen hatte. Mit der Renneröffnung in Leeds war der Rekord des ältesten Tourstarters besiegelt. Zum 17. Mal nahm der 42-Jährige die Tour in Angriff, womit er zu den Rekord-Teilnehmern George Hincapie (USA) und Stuart O'Grady (Australien) aufschloss.

Viele Hunderttausend britische Radsport-Fans am Straßenrand hatten den Tour-Auftakt bei größtenteils strahlendem Sonnenschein zum rauschenden Volksfest gemacht. Allerdings war die Feier ohne den erwarteten 26. Tour-Etappensieg durch Cavendish erheblich gestört.

Das Finale verlief nicht unbedingt nach Drehbuch, weil der vierfache Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara (Schweiz) 1000 Meter vor dem Ziel überraschend attackiert und die Sprinter erheblich aus der Balance gebracht hatte. 250 Meter vor dem Zielstrich drängelte Cavendish und stürzte.

Die Topfavoriten um den britischen Vorjahressieger Chris Froome, dem zweimaligen Champion Alberto Contador (Spanien) oder dem italienischen Meister Vincenzo Nibali hielten sich zurück. Froome fuhr aber immerhin auf Rang sechs des Tagesklassements.

Stimmungsvoll wie im Zielort Harrogate vor dem Cavendish-Drama war es bereits beim Grand Départ wie an den Tagen zuvor in Leeds zugegangen. Im grünen Kleid durchtrennte Herzogin Kate am Samstag das symbolische Startband, womit der zweite Tour-Start auf britischem Boden nach London 2007 erfolgt war.

Voigt hatte seiner Bestleistung nicht unbedingt große Bedeutung beigemessen. «Mir wäre es lieber, wenn ich in der Liste der meisten Etappensiege vorne stehen würde», sagte der Mecklenburger, der seine Karriere in diesem Jahr beenden wird. Voigt gewann bislang zwei Tour-Etappen (2001 und 2006) und trug zweimal für je einen Tag das Gelbe Trikot (2001 und 2005).

Der Mecklenburger wollte sich auf dem Rekord nicht lange ausruhen. Vom Start weg inszenierte er zusammen mit den Franzosen Nicolas Edet und Benoit Jarrier eine erfolgreiche Attacke. Voigt hatte mit seinem Vorstoß das Bergtrikot im Visier. Nachdem er am ersten Anstieg gegen beide das Nachsehen gehabt hatte, forcierte er und schüttelte seine Begleiter ab. Die nächsten beiden Bergprüfungen nahm er als Solist, sicherte sich die Punkte und das rot-weiß-gepunktete Bergtrikot. Unmittelbar danach wurde er 60 Kilometer vor dem Ziel eingeholt.

Am Sonntag könnte das Maillot Jaune auf der zweiten Etappe über 201 Kilometer von York nach Sheffield seinen Besitzer wechseln. Wegen der neun giftigen Anstiege wird die Strecke mit dem Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich verglichen - Vielleicht ein Parcours für Kittels Teamkollege John Degenkolb.


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