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Jolanda Neff gehört in Albstadt mit zu den Favoritinnen. Foto: Sebastian Sternemann
16.05.2019 13:28
MTB-Weltcup: Spannung vor dem ersten Showdown

Albstadt (rad-net) - Am kommenden Wochenende findet in Albstadt der Auftakt zum Mountainbike-Weltcup statt. Mit großer Spannung wird bei den Herren das Duell zwischen Weltmeister Nino Schurter und Herausforderer Mathieu van der Poel erwartet. Jolanda Neff, Annika Langvad und Co. knüpfen an eine mehr als aufregende Saison 2018 an. Eröffnet wird das Weltcup-Wochenende am Freitag mit dem Short Track-Wettbewerb.

Die Premiere liegt ein Jahr zurück und der Short Track feierte in Albstadt nicht nur ein erfolgreiches Debüt, sondern wurde in den folgenden fünf Rennen zur Erfolgs-Geschichte. So ist wird der Auftakt-Wettbewerb am Freitag um 17:30 Uhr (Damen) und 18 Uhr (Herren) auch kein belangloser Auf-Galopp ins Wochenende sein, sondern ein aufregendes Stück Rennsport, für das es immerhin die Hälfte der Punkte der Cross-Country-Rennen gibt. Und weil es das erste Weltcuprennen der Saison ist, dürfen am Freitag die Siegerin und der Sieger mit dem weißen Weltcup-Leaderjersey überstreifen und am Sonntag damit ins Cross-Country-Rennen gehen.

Eine Short Track-Disziplinenwertung gibt es (noch) nicht, aber rechnet man die Punkte zusammen, dann hätte sie der Niederländer Mathieu van der Poel (575) mit drei Siegen gewonnen, vor dem Brasilianer Henrique Avancini (429) und dem Neuseeländer Sam Gaze (422), der die beiden ersten Weltcups dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen auslassen muss. Van der Poel muss deshalb auch als Favorit gehandelt werden, aber es wird viele geben, die ihm den Sieg streitig machen können.

Bei den Damen hat Annika Langvad aus Dänemark (725) die Premieren-Saison mit fünf Siegen und einem zweiten Rang in Andorra hinter Alessandra Keller (Schweiz, 480) klar dominiert. Landsfrau Jolanda Neff gewann zwar keinen dieser Wettbewerbe, sammelte aber mit 490 Zählern dennoch am zweitmeisten Punkte.

Herren: Duell zwischen Schurter und Van der Poel? Selten hat ein Weltcup-Auftakt im Vorfeld für so viel Spannung gesorgt. Albstadt wird zum großen Showdown. Dafür hat Mathieu van der Poel gesorgt. Der Alleskönner beendete im Februar eine Cyclo-Cross-Saison, in der ihm in 32 UCI-Rennen 32 Siege gelangen, darunter der bei der WM und der EM. Dann folgten im Frühjahr faszinierende Auftritte bei einigen Straßenklassikern, mit dem Sieg beim Amstel Gold Race als krönenden Abschluss. Jetzt steht ein Cross-Country-Weltcupsieg auf der Abschussliste des Superstars.

Den würde Nino Schurter natürlich gerne verhindern. Der siebenfache Weltmeister begrüßt zwar, dass er in Van der Poel einen solchen Konkurrenten hat, doch es dürfte ihn noch mal ein wenig mehr motivieren. Und schließlich hat er die Marke 33 im Hinterkopf. Drei Siege fehlen Schurter noch zur Rekordmarke von Julien Absalon. «Albstadt ist nicht mein Lieblingskurs», sagt Schurter, der am vergangenen Samstag in Solothurn knapp vor Landsmann Mathias Flückiger gewann. «Aber ich bin da immer gut gefahren.» Ja genau, die letzten drei Jahre gewonnen und davor zweimal Zweiter.

Wenn zwei sich streiten, könnte sich ein Dritter freuen. Ob diese Redewendung auch auf ein Cross-Country-Rennen anzuwenden ist? Da müssten sie sich schon gegenseitig zu Fall bringen oder zu sehr taktieren.

Dennoch ist es nicht angebracht die Rechnung ohne Mathias Flückiger, ohne Europameister Lars Forster (Schweiz), ohne Vize-Weltmeister Gerhard Kerschbaumer (Italien) und auch nicht ohne den Aufsteiger der vergangenen Saison, Marathon-Weltmeister Henrique Avancini zu machen. «Ich werde bei großen Rennen vorne mitmischen können. Die Vorbereitung auf die Saison ist besser als jemals zuvor», sagt der Brasilianer voraus.

Die Franzosen Stephane Tempier und Maxime Marotte haben ebenfalls Ambitionen, sie fahren beide bereits seit Jahren vorne mit, haben aber noch keinen Weltcup gewonnen.

Fumic: «Muss meine Erwartungen runter schrauben»
«Es geht mir seit Mitte letzter Woche viel besser, ich bin froh auf Normalbetrieb zu sein. Aber auf der Strecke habe ich natürlich viel liegen lassen. Am Anfang der Saison war Albstadt als ein zweiter Höhepunkt gedacht, aber nun muss ich meine Erwartungen runter schrauben. Ich bin trotzdem ganz entspannt, hilft ja nichts», sagt Fumic.

Auf dem aufsteigenden Ast ist Georg Egger (Aichen) Der Deutsche Vize-Meister ist allerdings noch nicht so weit, dass er mit der Weltelite mithalten kann. Ein Top-25-Ergebnis wäre für den 24-Jährigen durchaus ein Erfolg. Er laborierte zuletzt ebenfalls an einer leichten Erkältung, hofft aber bis zum Short Track, das er zum ersten Mal bestreiten würde, wieder fit zu sein.

Damen: Erster Weltcupsieg für die Weltmeisterin?
Mit dem vielleicht aufregendsten Rennen der Weltcup-Geschichte verabschiedeten sich vergangenes Jahr die Damen im französischen La Bresse aus der Saison. Turbulent, packend, Nerven aufreibend, ein Wechselbad der Gefühle, in dem es nicht nur um den Tages-, sondern auch um den Gesamtsieg ging. Jolanda Neff hatte die Nase vorne, ein paar Sekunden vor der Kanadierin Emily Batty und Annika Langvad. Dahinter folgte Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich.

Ferrand Prevot noch nicht fit genug
Wenn man diese vier Damen zu Favoritinnen erklärt, dann liegt man sicher nicht falsch. Für Pauline Ferrand Prevot gilt das für Albstadt allerdings nicht, denn sie fährt nach der Operation wegen einer Endofibrose erst ihr zweites Rennen und bezeichnet das auch eher als «Training». Sie müsse realistisch sein, ein gutes Resultat sei (noch) nicht zu erwarten.

Europameisterin Jolanda Neff, die mit ihren erst 26 Jahren bereits die erfolgreichste Schweizerin der Weltcup-Geschichte ist (12 Siege, drei Gesamtsiege) sagt, sie dieses Jahr «bewusst» noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Form angekommen. «Ich will mich zur WM hin noch steigern können», sagt sie. Aber natürlich wolle sie beim Auftakt schon konkurrenzfähig sein.

Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad hat das Cape Epic mit dem fünften Sieg beendet, ein äußerst starkes Frühjahr auf der Straße hingelegt, zwischendrin auch noch beide Rennen der Sea Otter Classic in den USA gewonnen. Dass sie zu den Top-Favoritinnen gehört, steht außer Frage.

Emily Batty ist seit zehn Jahren im Weltcup-Geschäft, seit 2012 stand sie insgesamt 18 Mal auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium, viermal war sie Zweite, doch zu einem Sieg hat es für die 30-Jährige noch nicht gereicht. «Irgendwann ist es so weit», sagt Batty. Warum nicht am Sonntag in Albstadt?

Nicht außer Acht lassen sollte man die junge Garde. Dazu zählt auch Weltmeisterin Kate Courtney (USA), die erst 23 Jahre alt ist. Ein Weltcuprennen hat sie bis dato noch nie gewonnen, doch das gab es auch früher schon. Nino Schurter wurde auch erst Weltmeister und gewann dann im nächsten Jahr gleich das erste Weltcuprennen. Die Geschichte würde passen, fahren sie doch jetzt sogar im gleichen Team. Am vergangenen Samstag gewann sie ihren Europa-Einstand in Solothurn vor Jolanda Neff.

Anne Tauber aus den Niederlanden hat sich 2015 bereits mehrfach auf dem Podest gezeigt und als erst 23-Jährige und Quereinsteigerin aus dem Eisschnellauf-Sport hat sie sicher noch Luft nach oben. Zuletzt beim BiketheRock war sie am Berg klar stärker als Jolanda Neff. Ach ja: am Sonntag wird sie 24 Jahre alt, das wäre doch ein idealer Zeitpunkt für eine Party.

Elisabeth Brandau: Sehe mich eher in den Top 15
Elisabeth Brandau ist aus deutscher Sicht die aussichtsreichste Karte im Spiel. Im Vorjahr eroberte die Schönaicherin als Fünfte in Albstadt zum ersten Mal das Weltcup-Podium. Dieses Jahr hat es auch die zweifache Mutter im Frühjahr etwas ruhiger angehen lassen, nachdem sie bis zur WM die Cyclo-Cross-Saison bestritten hat. «Ich habe das Rennen in Solothurn ausgelassen, das hat gut getan. Ich sehe mich dieses Jahr nicht unter den Top Fünf, eher zwischen zehn und 15», meint die Deutsche Meisterin.

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