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Machte bei der Tour de France auf sich aufmerksam: Lennard Kämna. Foto: Pool/BELGA/dpa
20.09.2020 11:18
Kämna überstrahlt ernüchternde Bilanz - Greipel frustriert

Paris (dpa) - Ein Versprechen für die Zukunft, geplatzte Podiumsträume und ein schmerzhaftes Au Revoir: Das Arbeitszeugnis der zwölf deutschen Radprofis bei der 107. Tour de France fiel durchwachsen aus.

Immerhin ging «ein Kindheitstraum» für Lennard Kämna in Erfüllung. Sechs Tage nach seinem 24. Geburtstag stürmte der Norddeutsche in Villard-de-Lans zu seinem ersten Tour-Etappensieg, was irgendwie in die neue Jugendwelle im Radsport passte.

Kämnas Triumph macht Lust auf mehr. «Wenn ich darauf zurückblicke, fühlt sich das gut an. So richtig verstehen werde ich das wohl erst in ein paar Wochen», sagte das Riesentalent. Womöglich ist bei der Tour der Stern eines großen deutschen Fahrers aufgegangen. Experten wie Didi Thurau, einst selbst im Gelben Trikot bei der Tour unterwegs, trauen Kämna zu, künftig um die Podiumsplätze mitzufahren.

Derartige Erwartungen versuchte der gereift wirkende Jungstar zum Tour-Ende zu bremsen. «Momentan ist mein Motor nicht bereit für drei Wochen. Ich brauche noch ein paar Jährchen, um die Gesamtwertung anzugreifen», sagte Kämna der ARD.

Das hatte sich eigentlich Emanuel Buchmann vorgenommen - und fand sich am Ende in der harten Realität wieder. Der Vorjahresvierte war nur noch froh, dass es am Montag nach Hause geht. «Das war nicht die beste Zeit für mich», sagte der Ravensburger, der nach einem Sturz im Vorfeld bereits angeschlagen ins Rennen gegangen war. Mit mehr als zwei Stunden Rückstand wies ihn das Classement Général aus.

Buchmann will im nächsten Jahr wieder angreifen, André Greipel dagegen nicht. Für den 38-Jährigen war es mit ziemlicher Sicherheit die zehnte und letzte Teilnahme, denn im nächsten Jahr dreht sich in seinem Team Israel Start-Up Nation alles um Chris Froome. Das Tour-Kapitel endete nicht auf den prachtvollen Champs Élysées, wie es ein elfmaliger Etappengewinner verdient gehabt hätte, sondern in den Alpen. Erst gestürzt, dann auch noch krank geworden. «Meine Reise war frustrierend. Wenn es meine letzte Tour war, kann ich nur sagen, dass ich mit unvergesslichen Erinnerungen gehe», sagte Greipel.

Stürze, Stürze, Stürze. Für den einstigen Etappengewinner John Degenkolb war nach einem Crash bereits am ersten Tag Schluss. Nils Politt ging auch heftig zu Boden und konnte nie richtig glänzen. Und Maximilian Schachmann war als Sturzopfer in die Tour gegangen, kämpfte sich aber trotz Schlüsselbeinbruch tapfer durch die drei Wochen. Ein Happy End blieb ihm bei den Plätzen sechs und drei auf der 12. und 13. Etappe aber versagt. Schachmann macht einfach weiter und fährt zur WM.

Tony Martin zieht dagegen zur Frustbewältigung den Giro d'Italia vor. Seinen Job als Mann für das Grobe erfüllte er mit Bravour. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister manövrierte mit seinen Kollegen von Jumbo-Visma den Kapitän Primoz Roglic durch alle Hindernisse. Als es der Slowene im Zeitfahren allein vollenden sollte, scheiterte er krachend.

Simon Geschke war so ziemlich in jeder Fluchtgruppe zu sehen und wird nach der Tour wohl mit einem neuen Profivertrag belohnt. «Die Tour war keine so schlechte Visitenkarte», sagte der Mann mit dem Rauschebart. Sein Landsmann Roger Kluge grüßt indes vom Ende des Feldes. In den Doping-Hochzeiten gab es mal die Überlegung, die «Lanterne rouge» mit einem besonderen Trikot auszustatten. «Das war nicht mein Ziel, ich wollte Etappensiege gewinnen», sagte Kluge, was er schaffte: Mit seinem Kapitän Caleb Ewan.


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