Frankfurt (rad-net) - Uwe Rohde ist seit 2019 Vize-Präsident Marketing und Kommunikation im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Auch wenn die Corona-Pandemie Auswirkungen auf seinen Verantwortungsbereich hat, blickt Rohde im Interview optimistisch in die Zukunft. Er sieht den Verband gut aufgestellt, wenngleich es Konzepte zur Verbesserung gibt.
Die Wirtschaft steckt in der Krise, welche Auswirkungen hat das auf den Bund Deutscher Radfahrer?
Uwe Rohde: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass das Jahr 2020 für uns ja ein sehr exponiertes Jahr gewesen wäre, mit drei Weltmeisterschaften im eigenen Land, mit einer sicherlich erfolgreichen Olympia-Teilnahme. Darum sorgten die Corona-Maßnahmen auch bei unseren Kader-Athleten für eine sehr große Enttäuschung. Die Sportlerinnen und Sportler werden sich neu einstellen müssen, auf neue Events. Im Moment ist es vergleichbar, als würden sie zwischen dem Trapez hängen.
Wie sieht es mit bestehenden Sponsoren aus? Sind dort Kürzungen zu erwarten?
Rohde: Nein, das ist zum Glück derzeit alles stabil, und ich hoffe, dass es so bleibt. An dieser Stelle möchte ich auch einmal all unseren Förderern, Sponsoren und Unterstützern danken, denn durch ihr Engagement bleibt die Arbeit des BDR im Fluss.
2020 war eigentlich ein neues Vermarktungskonzept geplant. Liegt das derzeit auf Eis?
Rohde: Nein, ganz im Gegenteil. Wir arbeiten mit Hochdruck daran und sind guter Dinge. Unsere Planungen gehen gut voran.
Sind in diesen Zeiten überhaupt Kontakte mit möglichen neuen Sponsoren möglich und sinnvoll?
Rohde: Es macht immer Sinn, mit interessierten Unternehmen zu sprechen, und es gab bereits einige gute Gespräche. Wir sind auf einem guten Weg, aber mehr gibt es derzeit dazu nicht zu sagen.
Die mediale Präsenz des Radsports ist trotz Corona nicht völlig zum Erliegen gekommen. ARD und ZDF präsentieren Porträts von deutschen Top-Athleten, und auch die virtuelle Rennserie auf Zwift ist gut angenommen worden.
Rohde: Und wir arbeiten an weiteren Konzepten und Verbesserungen, vor allem was unsere Online-Präsenz betrifft. Wir haben derzeit einiges, was parallel läuft, das gilt es zu kanalisieren, zu bündeln, um es effektiver zu gestalten. Die Radsportjugend braucht beispielsweise keine eigene Webseite, da kann man einiges verknüpfen. Wir arbeiten zur Zeit daran, die Digitalisierung des Radsports zu optimieren.
Auf dem Sachsenring gab es im Juni ein Rennen mit etwa 50 Teilnehmern. Weitere Rennen sind erst mal nicht genehmigt. Wann rechnen Sie mit einem wieder einigermaßen normalen Rennbetrieb in Deutschland?
Rohde: Darüber eine Aussage zu treffen wäre rein spekulativ. Aber ich habe große Hoffnungen, denn die Lockerungen sind ja spürbar, es verändert sich ständig etwas. Aber wir müssen vorsichtig sein, dürfen uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen oder Versprechungen machen, die hinterher nicht zu halten sind. Das ist eine sehr sportive Aufgabe für unseren Verband, die neuen Regelungen und Veränderungen immer wieder anzupassen.
Wird es noch Wertungsläufe zur Rad-Bundesliga geben?
Rohde: Das hoffen wir, und sind froh, dass die einzelnen Teams so gut aufgestellt sind, motiviert weiter trainieren und bereit sind für den möglichen Tag X. Das hat man an der GCA-Liga gesehen [virtuelle Rennserie auf Zwift, Anm. d. Red.], dort haben sich ganz viele Teams erfolgreich beteiligt.
Die Erfolge des BDR sind abhängig von den internationalen Erfolgen der Athleten. Glauben Sie an eine Straßen-WM in der Schweiz im September?
Rohde: Das kann man derzeit nicht beantworten. Internationale Auftritte werden sicherlich am schwierigsten durchzuführen sein. Wie sind Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, findet diese WM unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wie kann man den Ablauf logistisch am besten lösen? Da sind noch viele Fragen offen, auf die wir derzeit noch keine Antworten haben.