Siena (rad-net) - Eddy Merckx hat sich von Tadej Pogačars Sieg bei Strade Bianche begeistert gezeigt. Vergleiche mit dem größten Radsportler aller Zeiten, der den Spitznamen «Kannibale» trägt, habe es schon viele gegeben, dieses Mal sei es aber gerechtfertigt, so der Belgier.
«Ich habe oft gehört, 'das ist der neue Merckx', ohne dass die Bedingungen erfüllt waren, aber mit Tadej denke ich, dass wir dieses Mal wirklich da sind», sagte Merckx bereits im Winter. Nach Strade Bianche ergänzte er im Interview mit «La Gazzetta dello Sport»: «Es wird schwierig, ein Wort zu finden, um zu beschreiben, was dieser junge Mann tut. Es ist spektakulär und beeindruckend. Pogačar ist ein Campionissimo», sagte Merckx. Mit dieser Bezeichnung («Meister der Meister») wurden bisher große italienische Rennfahrer wie Fausto Coppi und Gino Bartali benannt.
Der Belgier beschrieb Pogačars Fahrweise als «einzigartig» - gerade wenn man bedenkt, dass er erst 23 Jahre alt ist. Hätte es Strade Bianche bereits zu Merckxs Zeiten gegeben, hätte er zweifellos auch 50 Kilometer vor dem Ziel alleine angegriffen, genau wie Pogačar. «Ich war nicht überrascht, ihn so früh angreifen zu sehen, weil ich noch nie gesehen habe, dass er einen taktischen Fehler gemacht hat», sagte Merckx. «Wenn er einen Zug macht, dann weil er davon überzeugt ist, dass er es schaffen kann. Das ist eine seltene Eigenschaft, die nur die großen Fahrer haben.»
Pogačar wird nächste Woche Tirreno-Adriatico ins Visier nehmen und dann sogar sein Debüt bei der Flandern-Rundfahrt geben. Dazwischen steht auch noch Mailand-San Remo für ihn auf dem Programm. Merckx ist dort mit sieben Erfolgen alleiniger Rekordsieger und er traut auch dem jungen Slowenen einen Triumph bei dem italienischen Klassiker zu. «Warum nicht? Er kann definitiv alleine angreifen und auf dem Poggio davonkommen, und so würde ihn niemand vor dem Ziel einholen», so Merckx.
Für die Flandern-Rundfahrt hatte Tadej Pogačar seine Chancen bereits heruntergespielt, weil er nur die U23-Version des flämischen Klassikers gefahren ist und wenig über die Strecke weiß. Doch Merckx ist anderer Meinung: «Wir sprechen über einen der ganz Großen. Sie haben nie Grenzen und können nicht mit gewöhnlichen Fahrern verglichen werden. Natürlich wird es für ihn ohne Erfahrung nicht einfach, aber wenn er fährt, will er gewinnen.»
Dass Pogačar stets auf den Sieg fährt, gefalle dem 76-Jährigen. «Das heißt, er trainiert hart und bereitet alles so gut wie möglich vor.» Entsprechen könnten Fahrer wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 und 2020 den Sport dominieren, wenn sie in Bestform sind. «Das ist hart für ihre Rivalen, aber gut für den Sport. Die Öffentlichkeit schaut gespannt zu und das erhöht das Interesse am Sport. Ich bin sicher, Pogačar wird unseren Sport noch größer machen.»