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Victor Koretzky bezwang im Zielsprint Europameister Nino Schurter. Foto: Armin M. Küstenbrück
09.05.2021 16:01
Koretzky siegt beim MTB-Weltcup in Albstadt

Albstadt (rad-net) - Victor Koretzky (KMC-Orbea) hat seinen ersten Sieg im Mountainbike-Weltcup eingefahren. In Albstadt setzte sich der Franzose nach einem äußerst spannenden Rennen im Sprint knapp vor Europameister Nino Schurter (Scott-Sram) durch. Dritter wurde Matthias Flückiger (Thömus RN).

Die Männer gingen das Rennen schnell an und das Feld mit rund 150 Startern zog sich bald weit auseinander. Noch im Startloop attackierte der Sieger des Short Track am Freitag, Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) und nur Henrique Avancini (Cannondale) folgte dem Niederländer. Doch die weiteren Favoriten um Schurter wollten sich noch nicht geschlagen geben und holten nach einer Runde das Ausreißerduo zurück. Van der Poel reihte sich dann etwas weiter hinten in der ersten Gruppe ein, die daraufhin das Tempo wieder verschleppte.

Das spielte Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) in die Karten. Der Brite bestritt sein erstes Weltcuprennen in der Elite-Klasse und hatte entsprechend wenig Weltranglistenpunkte, um von vorne ins Rennen zu gehen. Er startete aus zehnter Reihe und beeindruckte damit, wie er durchs Feld pflügte. Schnell hatte er sich in die Top 20 vorgearbeitet und fuhr die erste volle Runde sogar fast eine halbe Minute schneller als Van der Poel und Avancini an der Spitze des Rennens. Ende der ersten Runde hatte der 21-Jährige den Anschluss nach vorne hergestellt und reihte sich sogar mit vorne ein.

In der dritten Runde attackierte Flückiger, wodurch im weiteren Verlauf eine vierköpfige Spitzengruppe entstand, zu der auch Schurter, Koretzky und Cink gehörten. Van der Poel musste zurvor schon aus der Verfolgergruppe reißen lassen, denn, so erklärte er nach dem Rennen, bei ihm machte sich der Rücken bemerkbar. «Ich musste viel sitzen, weil mein Rücken anfing zu schmerzen. Ich habe das oft am Anfang eines Mountainbike-Blocks. Bedingt bin ich auch nicht dort, wo ich sein möchte, aber es war bestimmt nicht schlecht», so der Niederländer.

Doch auch Pidcock hatte nach seinem Parforceritt an die Spitze des Rennens seine Mühen und musste erst einmal etwas Luft holen und Fahrer wie Anton Cooper (Trek) ziehen lassen, während das Quartett in Front den Sieg unter sich ausmachte - zumindest drei von ihnen. Cink hatte immer wieder Probleme das Tempo zu halten und hatte immer wieder ein Loch, welches er zufahren musste. Richtig abhängen ließ sich der tschechische Meister aber nicht.

In der Schlussrunde attackierte Schurter und nur Koretzky konnte an dem Hinterrad des Schweizers bleiben. Da der 34-Jährige wusste, dass er im Sprint wahrscheinlich wenig Chancen hat - Koretzky überholte Schurter im Sprint des Short Track noch auf der Zielgeraden - attackierte er auf einer Abfahrt nochmal. Doch Koretzky ließ sich nicht abschütteln und fuhr auf der Ebenen kurz vorm Pumptrack sogar seinerseits an Schurter vorbei. Als sie auf die Zielgeraden einbogen konnte Victor Koretzky seine erwartete Überlegenheit im Sprint ausspielen und seinen ersten Weltcupsieg einfahren.

«Ich kann es gar nicht glauben», freute sich Koretzky im Siegerinterview und musste erstmal die richtigen Worte finden. «Beim Aufwärmen hatte ich mich noch nicht so super gefühlt, aber nach den ersten zwei Runden lief es immer besser, obwohl es nicht unbedingt meine Lieblingsstrecke ist. Ich bin keine Risiken eingegangen und habe versucht, nicht zu früh zu überziehen, um mich aufs Finale zu konzentrieren. Ich bin super glücklich mit dem Sieg.»

Hinter dem Duo belegten Flückiger (+0:23) und Ondrej Cink (+0:25) die Plätze drei und vier, aber Pidcock hatte auf den letzten Metern auch noch einmal alle Kräfte zusammengenommen und wurde mit 29 Sekunden Rückstand Fünfter. Auch Van der Poel hatte sich nochmal gefangen und seine Schwächephase überwunden, um kurz nach Rennhälfte wieder in die Top Ten vorzudringen. Er kam sogar nochmal nahe an Pidcock und Cooper (+0:30) heran, doch am Ende musste er sich mit Platz sieben (+1:13) zufriedengeben.«Es war das erste Rennen. Das ist aber keineswegs eine Entschuldigung, denn ich bin noch nicht ganz da wo ich bis Tokio sein will. Aber an sich kann ich zufrieden sein», so der 26-Jährige.

Aus deutscher Sicht lief das Rennen zufriedenstellend. Luca Schwarzbauer (Lexware) wurde 19. und erfüllte somit Teil zwei der deutschen Olympia-Norm. Insgesamt besitzen nun sechs deutsche Fahrer die geforderte Norm, der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) darf aber nur zwei Fahrer nach Tokio entsenden. «Das Ziel war Top 20, jetzt bin ich 19. – richtig geil! Ich hatte einen schlechten Start und ehrlich gesagt auch ziemlich miese Beine. Es hat sich angefühlt als sei ich nicht richtig warm. Aber es wurde dann besser. Als ich dann zum Schluss gesehen habe, dass es Richtung Platz 20 gehen könnte, bin ich komplett übers Limit gegangen. Ich bin mega zufrieden, will nächste Woche wieder in die Top 20.»

Direkt hinter Schwarzbauer kam dessen Teamkollege Max Brandl als 20. ins Ziel, der zwar gut ins Rennen gestartet ist, in der Mitte aber etwas an Boden verlor und zum Schluss seinem Teamkollegen zur Olympia-Norm verhalf: «Ich bin eigentlich ganz gut rein gekommen ins Rennen, hatte in der Mitte aber ein kleines Loch. Ich konnte dann vor allem eingangs der Berge nicht mehr ganz mitgehen. Das lag dann sicher auch an der Hitze. Ich habe dann auch Luca motiviert, dass er die Top 20 knackt. In der letzten Runde waren wir in einer großen Gruppe, dann mussten wir schon schauen, dass Luca vollends die Olympia-Norm holt.»

Manuel Fumic wurde 21. und war mit dem Rennen soweit auch zufrieden. «Ich hatte ein paar Startschwierigkeiten und hatte am Anfang relativ große Probleme das hohe Tempo mitzugehen. Ich habe dann irgendwann mein eigenes Tempo gefunden und am Schluss konnte ich Runde um Runde etwas drauflegen. Es war jetzt ein gutes deutsches Ergebnis, ich bin zufrieden so wie es insgesamt lief», berichtete der Cannondale-Profi im Ziel.

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