Frankfurt (rad-net) - Nur weil er für einen «Tatort»-Dreh fast nonstop vor den Kameras steht, kann BDR-Vizepräsident Uwe Rohde nicht zur Hallenrad-Weltmeisterschaft an diesem Wochenende nach Gent (Belgien) fahren. Das bedauert der Schauspieler, Sänger und Funktionär zutiefst, denn der Sport hat es dem 63-Jährigen, der im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die Bereiche Marketing und Kommunikation zuständig ist, angetan. Er will sich persönlich einbringen, um Kunstradsport und Radball nach vorne zu bringen, wie er im Interview verrät.
Sie waren bei der letzten WM in Stuttgart und nach eigenen Worten «begeistert» vom Dargebotenen auf der Fläche vor proppenvollen Tribünen in der Porsche-Arena.
Uwe Rohde: Mich faszinierte der schnelle Wechsel der beiden Sportarten. Im Radball herrschte eine Atmosphäre wie in einer Handball-Halle und dann gleich die stille Konzentration im Kunstradsport. Getragen wurde das von den Fans, die mitfieberten. Beide Sportarten erhielten exakt jene Aufmerksamkeit, die sich benötigen. Erst Spannung, dann wieder Ruhe. Ich möchte das bald wieder erleben.
Zumal de BDR-Sportler meist bei der Medaillenvergabe meist abräumen. Vielleicht auch in Flandern...
Rohde: Ja, die Erwartungshaltung steigt stetig - und ich wünsche dem Team einen großen Erfolg. Aber das soll keine Grundvoraussetzung sein.
Wohin könnte sich der Hallenradsport in der Zukunft entwickeln? Es gibt und gab ja immer wieder Ansätze, um mehr mediale Aufmerksamkeit zu erwirken.
Rohde: Ich würde das Thema Olympia nochmals aufgreifen. Es kommt darauf an, welche Wege man dorthin beschreiten kann, was ist in der Realität machbar. Fest aber steht: Die Leistungen und die Disziplinen haben es verdient, auf olympisches Level gehoben zu werden.
Ein wahrscheinlich langer und schwieriger Weg...
Rohde: Es ist einfach schade, dass medial zu wenig Aufmerksamkeit herrscht, aber außer Fußball hat es jede Sportart schwer. Eine Kombination mit anderen attraktiven Veranstaltungen wie beim Mountainbike könnte eine Bühne bilden, auf der sich Hallenrad präsentiert. Gerade auch außerhalb der Arenen. Als Dachverband müssen wir werbetechnisch die volle Breitseite dafür geben, doch jeder weiß um die aktuelle Problematik, Sponsoren für solche Projekte zu gewinnen. Es gibt viele Faktoren, die unsere ganz Gesellschaft verunsichern - und die Unternehmen sind vorsichtig geworden.
Diese Weltmeisterschaft setzt den Schlusspunkt unter ein Jahr, das für den BDR kaum erfolgreicher hätte sein können. Ein Stichwort heißt «Frauen-Power» auf der Bahn.
Rohde: Diese massive Medaillenflut hat mich ehrlich gesagt voll geflasht. Und zu den Highlights unserer Sportlerinnen fehlen einem schon fast die Worte. Aber ich möchte niemand hervorheben, denn auch bei den Herren setzten zum Beispiel Kluge/Reinhardt die Erfolgsstory fort.
Geht das so weiter? Nach der Hausse in München waren die Weltmeisterschaften in Paris der nächste Eyecatcher aus BDR-Sicht.
Rohde: Vor allem im Frauenbereich mache ich mir keine Sorgen, dass die Erfolge anhalten, denn man sieht die gute Arbeit im Nachwuchsbereich. Aber: es muss nicht jedes Jahr so bleiben – die süßen Früchte schweben da oben und wir müssen auch demütig bleiben.