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Zabel schiebt Cipollini Favoritenrolle zu
20.03.2003 10:25
Zabel schiebt Cipollini Favoritenrolle zu

Mailand (dpa) - Erik Zabel contra Italien: Die Gegnerschaft für den Weltranglisten-Spitzenreiter beim Weltcup-Auftakt Mailand - San Remo scheint bei seinem elften Start übermächtig. Zabel schiebt Weltmeister und Vorjahressieger Mario Cipollini die Favoritenbürde zu: «Er ist in Topform, seine Mannschaft steht voll hinter ihm - das ganze Land will seinen Erfolg.»

Mit dieser Rollenverteilung fährt es sich für den gebürtigen Berliner vermutlich etwas leichter, weil er selbst wieder zum Kreis der ersten Anwärter auf den Sieg über die Marathon-Distanz von 294 Kilometern zählt.

«Die Lage ist nicht schlecht und irgendwie neu für mich. Alle rechnen mit Cipollini oder anderen Italienern», sagte der Telekom-Kapitän, seit 1997 in seinem Lieblings-Rennen vier Mal Sieger und ein Mal Zweiter. Ein Spezialrad aus einer superleichten Magnesium- Legierung («Dogma») soll ein weiteres psychologisches Plus bringen. «Das ist sicher auch ein bisschen Aberglaube, aber gute Tradition. Immer für Mailand - San Remo bekomme ich ein neues Rad», meinte Zabel, der allerdings weiß: «Es entscheiden ja doch die Beine.»

Nach Saisonsiegen steht es 2:1 für Cipollini, der 20 Jahre nach seinem Landsmann Giuseppe Saronni unbedingt versuchen will, bei der 94. Auflage im Regenbogen-Trikot als Erster über den Zielstrich auf der Via Roma zu rollen. «Seine Team-Kollegen werden wie bei der WM versuchen, einen Massenspurt zu organisieren und dann wäre es sehr schwer, ihn zu schlagen», sagte Zabel. Rezepte gegen dieses Szenario sind bekannt.

«Über die letzten beiden Anstiege Cipressa und Poggio muss so schnell gefahren werden, dass Cipollini Schwierigkeiten bekommt», empfiehlt Telekom-Chef Mario Kummer, der vor seinem Debüt als sportlicher Leiter bei Mailand - San Remo steht. Der Olympiasieger mit dem DDR-Straßenvierer, der außer mit Cipollini noch mit dem letztjährigen Weltcup-Gesamtsieger Paolo Bettini und Danilo di Luca als Konkurrenten für Zabel rechnet, hat für alle Fälle den «alten Fuchs» Walter Godefroot im Begleitwagen neben sich.

«Meine Grund-Kondition ist gut. Auf den letzten Kick warte ich beim Rennen. Ich bin relativ entspannt», sagte Zabel, dem Kummer im Vergleich zu den Vorjahren attestierte, bergauf «vielleicht noch ein bisschen mehr Power» zu haben. An den 23. März 2002 hat Zabel nur schlechte Erinnerungen. In Imperia, rund 40 km vor dem Ziel, war er in einen Sturz verwickelt, konnte Cipollinis Kür im Finale nicht mehr verhindern und verlor die Weltranglisten-Führung. «Es ist wichtig, dass ich das einfach aus dem Kopf streiche, wenn wir durch Imperia fahren.»

Verdrängen muss Zabel auch den Irak-Konflikt. «Ein Krieg scheint mir nicht unbedingt gerechtfertigt. Die politische Lage ist brisant - nach jedem Rennen fragen wir die Betreuer im Mannschaftsbus, was es Neues gibt. Ein Fahrverzicht für Mailand - San Remo steht wohl nicht zur Debatte. Ich erinnere mich noch gut an den 11. September, da gab es bei der Spanien-Rundfahrt vor dem Start eine Schweigeminute und dann ging's weiter», erklärte Zabel.

Mailand - San Remo - auch der vierfache Toursieger Lance Armstrong will starten - bildet den Auftakt der zehn Weltcup-Rennen. Den Schlusspunkt setzt am 18. Oktober die Lombardei-Rundfahrt. Bei den HEW Cyclassics in Hamburg macht der Weltcup am 3. August unmittelbar nach der Tour de France in Deutschland Station.


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