Roanne (dpa) - Marker-Substanzen zu Anti-Dopingzwecken in Arzneimitteln sind nach Meinung des Nürnberger Biochemikers und Anti-Doping-Experten Fritz Sörgel medizinisch unverantwortlich.
«Man kann nicht wegen vielleicht 200 bis 400 Personen, die in Deutschland EPO zu Dopingzwecken zu sich nehmen, in die Körper von 10 000 bis 15 000 Patienten, die EPO dringend zum Überleben benötigen, Stoffe einführen, die aus medizinischer Sicht nicht gebraucht werden», sagte Sörgel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Biochemiker arbeitet in seinem Institut selbst mit EPO. «Keine Arzneimittelbehörde der Welt würde ein Medikament mit diesen Risiken zulassen», fügte er hinzu.
John Fahey, der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, hatte zuvor im australischen Rundfunk erklärt, Marker-Substanzen bei CERA, einem EPO-Präparat der dritten Generation, hätten zum Aufspüren der drei dopenden Radprofis bei der Tour de France geführt. Dem widersprach nun der Produzent, das Pharmazie-Unternehmen Roche. Das Medikament sei keineswegs modifiziert worden, um Missbrauch besser aufdecken zu können. «Wir haben aber Informationen zur Verfügung gestellt, damit der illegale Gebrauch nachgewiesen werden kann», sagte Firmensprecherin Martina Rupp.
Für den geeigneteren Weg, Doper aufzuspüren, hält Sörgel die Bereitschaft der Pharma-Konzerne, den Doping-Kontroll-Laboren frühzeitig Proben ihrer neuen Produkte, die zu Doping missbraucht werden könnten, zur Verfügung zu stellen. Diese könnten dann rechtzeitig Tests entwickeln. So sei das auch im Falle von CERA geschehen, erklärte Sörgel.
Der zweifache Tour-Etappensieger Riccardo Ricco (Italien) war nach dem Zeitfahren auf der 4. Etappe in Cholet positiv auf CERA getestet worden. Er verließ die Tour und wurde von seinem spanischen Team Saunier-Duval, das sein Sponsoring nach der Tour einstellt, entlassen worden.