Peking (dpa) - Der Übergang von der Tour de France zu den olympischen Straßenrennen vollzieht sich beim Thema Doping nahtlos.
Während besonders die spanischen Radprofis in Peking unter Kontroll- Stress leiden, legte die französische Anti-Doping-Agentur AFLD einen Bericht vor, der bald einen fünften positiven Befund der 95. Tour ans Tageslicht befördern könnte. Die Testergebnisse von 13 Fahrern haben bei den 218 Doping-Kontrollen auf französischem Boden laut AFLD Auffälligkeiten gezeigt. In dieser Zahl sind die bereits als Doper überführten Profis Moises Dueñas Nevado, Manuel Beltran (beide Spanien), Riccardo Ricco (Italien) und Dimitri Fofonow (Kasachstan) enthalten.
Die Bekanntgabe eines fünften positiven Befundes könnte bevorstehen, weil ein nicht genannter Fahrer kein Attest hatte, er aber Spuren von Kortikoiden aufwies. Bei einer Anhörung solle der Profi aber noch die Möglichkeit haben, ein entsprechendes Papier, das ihm die Einnahme der Substanz erlaubt, vorzulegen, teilte die AFLD mit. Acht Profis hätten Ausnahme-Genehmigungen des Weltverbandes UCI und der AFLD für den Einsatz verschiedener Medikamente vorgelegt. «In unserem Team gibt es solche Ausnahme- Regelungen nicht», sagte Gerolsteiner-Teammanager Hans-Michael Holczer in Peking der dpa. Von den 180 Tour-Startern legten laut AFLD 76 derartige Genehmigungen vor dem Start in Brest vor.
Von allen Tour-Teilnehmern - 145 beendeten das Rennen am 27. Juli in Paris - seien 95 Fahrer von der AFLD getestet worden, teilte die Agentur mit. Neun der 16 deutschen Tour-Starter seien mindestens einmal kontrolliert worden. Das Italienische Olympische Komitee CONI hatte zusätzlich zu den 218 AFLD-Kontrollen 55 weitere Tests veranlasst, als die Tour für zwei Etappen Station in den italienischen Alpen gemacht hatte.
Zwei Tage vor dem Start des olympischen Straßenrennens in Peking wurden Tour-de-France-Gewinner Carlos Sastre, Topfavorit Alejandro Valverde, der Grüne-Trikot-Gewinner Oscar Freire und Samuel Sanchez schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage einer kombinierten Blut- und Urin-Kontrolle unterzogen, wie «AS» meldete. Der fünfte spanische Olympia-Starter, Alberto Contador, der im Vorjahr die Tour gewann und diesmal wegen der Doping-Verwicklungen seines Astana-Teams in den Jahren 2006 und 2007 nicht in Frankreich starten durfte, wird noch in der Olympia-Stadt erwartet.
Bis zum Donnerstagabend waren die deutschen Starter in Peking einmal kontrolliert worden, bestätigte Holczer. «Heute früh wurden aber meines Wissens alle Peking-Starter komplett getestet», berichtete der Chef des Gerolsteiner-Teams, der sich bei der bisher erfolglosen Sponsoren-Suche für 2009 eine letzte Frist bis 1. September setzte. «Die Zeit läuft davon. Jetzt ist es nur noch etwas für schnell Entschlossene», sagte Holczer. Seine Chancen, einen Nachfolger für den Mineralwasser-Hersteller Gerolsteiner zu finden, tendieren gegen Null.
Die Topfahrer des Teams, der zweifache Tour-Etappengewinner Stefan Schumacher (Nürtingen), der Tour-Dritte Bernhard Kohl (Österreich), Markus Fothen (Kaarst), Fabian Wegmann (Münster) und Robert Förster (Markkleeberg), sind schon in konkreten Verhandlungen mit anderen Teams. Besonders interessiert zeigte sich schon während der Frankreich-Rundfahrt der nationale Rivale Milram. «Aber noch keiner hat bisher woanders unterschrieben», sagte Holczer. Der WM-Dritte Schumacher habe ohnehin mit ihm noch einen Vertrag bis 2009. Holczer: «Falls ich nichts mehr finde, müsste der dann aufgelöst werden.»