Hamburg (dpa) - Patrik Sinkewitz spielt eine Woche nach Veröffentlichung seiner positiven Doping-Probe auf Zeit. Die Doping-Affäre um den Profi-Fahrer wird sich wohl erst nach Ende der Tour de France klären.
Die B-Probe des unter Doping-Verdacht stehenden Radprofis soll nach Angaben des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) am 31. Juli geöffnet werden. Der BDR habe sich darauf mit Michael Lehner, dem Anwalt von Sinkewitz, geeinigt, hieß es in einer Pressemitteilung. Sinkewitz habe bis zur Öffnung der Probe auch weiterhin die Möglichkeit, auf das Recht der Gegenanalyse zu verzichten.
Ohne sich auf eine angestrebte Kronzeugen-Regelung festzulegen, ließ der suspendierte T-Mobile-Profi über seinen Anwalt mitteilen, «an einer gemeinsamen Lösung» mit seinem Team und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) interessiert zu sein. Lehner kündigte eine «konstruktive Mitarbeit» des 26-jährigen Hessen an.
Sinkewitz, der nach seinem Unfall bei der Tour de France aus dem Krankenhaus in Hamburg entlassen worden war, befinde sich auf dem Wege der gesundheitlichen Besserung, sagte Lehner. «Es kann sich nunmehr mit Unterstützung und Rückhalt seiner Familie und nach anwaltlicher Beratung offensiv den gegen ihn erhobenen Vorwürfen stellen. Er wird den Sachverhalt in den kommenden Tagen mit dem T-Mobile-Team und dem BDR erörtern», teilte der Heidelberger Jurist mit. Lehner ließ in einem Interview mit dem Fernsehsender N24 offen, ob sein Mandant die so genannte Kronzeugen-Regelung in Anspruch nehmen wolle. «Das sind Spekulationen, an denen wir uns nicht beteiligen.»
Lehner hatte allerdings solche Tendenzen angedeutet und erklärt, dass er den von ihm vertretenen Sportlern immer dazu rate, zu gestehen, wenn es etwas zu gestehen gibt. «So habe ich auch Patrik beraten», sagte der Sportrechtler, der in Doping-Verfahren auch 5000 Meter-Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo vertrat. Lehner hatte auch den ehemaligen Telekom-Profi Jörg Jaksche bestärkt, eine Doping-Beichte abzulegen. Auch Scharping, der am 22. Juli aus China zurückgekehrt war, monierte den langen Zeitraum zwischen Kontrolle und Bekanntgabe des Ergebnisses: «Das lag an den geringen Labor-Kapazitäten».
Das T-Mobile-Team wohnte am zweiten Ruhetag der Tour im selben Hotel in Pau, in dem am 8. Juni die unangemeldeten Kontrollen der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA bei fünf T-Mobile-Fahrern vorgenommen worden waren. Linus Gerdemann, der bei seinem Tour-Debüt einen Etappensieg feierte und 24 Stunden lang das Gelbe Trikot trug, erinnerte sich an den 8. Juni: «Wir kamen vom Training aus den Pyrenäen und waren ganz schön kaputt. Ich wurde als erster getestet. Sicherlich hat sich formal nicht alles regelgerecht abgespielt, die Probe wurde auf der öffentlich zugänglichen Toilette des Hotels vorgenommen. Aber ich habe mir damals keinen Kopf darum gemacht und auch verzichtet, die besonderen Umstände der Kontrolle auf einem beigefügten Papier zu vermerken».
Sportdirektor Rolf Aldag, der seit seinem Geständnis im Mai Erfahrung im Beichten hat, machte Sinkewitz Mut, sich zu offenbaren. «Ich habe Patrik dazu angehalten, die Wahrheit zu sagen», sagte Aldag, der Sinkewitz in der vergangenen Woche im Krankenhaus in der Hamburger Unfall-Klinik Boberg besucht hatte. «Ich war zehn Jahre ein nicht-geständiger Doping-Sünder, habe gestanden, und bin jetzt Sport- Direktor bei T-Mobile», erklärte Aldag. «Wir brauchen aber klare Aussagen von Sinkewitz.»
Christian Frommert, der Kommunikations-Direktor des Bonner Unternehmens, erklärte, der Team-Sponsor werde sich bis zum Beginn der Deutschland-Tour am 10. August entscheiden, ob er sein bis 2010 vorgesehenes Engagement fortsetzt.