Fulda (dpa) - Kronzeuge Patrik Sinkewitz hat ein bitteres Fazit für das vergangene Jahre gezogen und die Vorwürfe des Anti-Doping-Kämpfers Werner Franke gegen das ehemalige T-Mobile-Team relativiert. Den von Franke geschilderten «Rhein-Konvoi» des früheren Bonner Rennstalls während der Tour de France 2006 in die Freiburger Uni-Klinik zum Eigenblut-Doping wollte Sinkewitz nicht bestätigen. «Es war kein anderer Fahrer in meinem Auto nach Freiburg dabei», sagte Sinkewitz. Er hatte zugegeben, nach der ersten Etappe der Tour de France 2006 nach Freiburg gefahren zu sein, um dort mit Eigenblut zu dopen.In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa zog der 27- Jährige eine düstere Bilanz für die vergangenen zwölf Monate: «Ich habe 2007 sicher viele Fehler gemacht. Ich werde mir das wahrscheinlich nie verzeihen können.» Dass er ausgepackt habe, habe sich für ihn «in keinster Weise gelohnt. Es hat mir eher geschadet.» Das Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) hatte ihn im November wegen Testosteron-Dopings im Juni 2007 für ein Jahr bis zum 17. Juli 2008 gesperrt und mit einer Geldstrafe von 40 000 Euro belegt.
Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» soll 2006 der damalige T-Mobile-Tour-Kader mit zwei Autos - aufgeteilt in eine deutsche und eine internationale Fahrergruppe - zu den ehemaligen Teamärzten Lothar Heinrich und Andreas Schmid gefahren sein, um dort unerlaubte Blut-Transfusionen zu erhalten. «Nach meinen Informationen war das gesamte T-Mobile-Team dort gelegen und wurde per Infusion vollgemacht mit eigenen roten Blutkörperchen», hatte Franke erklärt und damit auch den Deutschen Andreas Klöden, der die Vorwürfe zurückwies, belastet. «Er war nie dabei, wenn ich etwas gesagt habe. Nur, weil ich etwas vermute, kann ich das nicht behaupten», kritisierte Sinkewitz den Molekularbiologen Franke.
Sinkewitz konnte bezüglich der Suche nach einem neuen Rennstall «weder Positives noch Negatives» vermelden. Sein Anwalt Michael Lehner mutmaßte in der «Süddeutschen Zeitung», dass Sinkewitz und der ebenfalls geständige und von ihm vertretene Jörg Jaksche eventuell auf Druck des Weltverbandes UCI keinen neuen Arbeitgeber finden: «Es kann nicht sein, dass im Hintergrund womöglich Repressalien ausgeübt werden.» Einem Teamleiter ist nach Lehners Angaben im Falle einer Verpflichtung der beiden Kronzeugen bedeutet worden: «Passt auf eure Lizenz auf.»
Für Sinkewitz sind diese Andeutungen «völlig neu». Er habe darüber keinerlei Kenntnisse, sagte der Deutschland-Tour-Sieger von 2004. «Doch wenn sich das bewahrheitet, wäre der Anti-Doping-Kampf nur Show nach Außen.» Er prophezeite: «Wenn Jaksche und ich keinen Vertrag bekommen, wird keiner mehr auspacken.»
Um sich fit für eine Rückkehr in den Sattel zu halten, trainiert Sinkewitz derzeit in seiner Heimatstadt Fulda täglich bis zu fünf Stunden. Selbst falls er für die kommende Saison keinen Rennstall mehr finden sollte, will er nicht aufgeben und 2009 noch einmal angreifen: «Ein Jahr Rennpause muss nicht schlecht sein.» Für die Zukunft hofft er, dass er endlich einen Schlussstrich hinter seine Doping-Vergangenheit ziehen kann: «Ich will mit dem Jahr 2007 endgültig abschließen. Alles, was ich weiß und gesehen habe, habe ich gesagt.»