Nürnberg (dpa) - Mit einem beherzten Ausreißversuch hat Ronny Scholz vom Team Gerolsteiner die Favoriten um T-Mobile-Kapitän Jan Ullrich düpiert und in eindrucksvoller Manier das Radrennen «Rund um die Nürnberger Altstadt» gewonnen.
Der 27 Jahre alte gebürtige Forster rettete nach 156 Kilometern und einer Fahrzeit von 3:22:14 Stunden einen kleinen Vorsprung auf seine Verfolger ins Ziel. Der Italiener Raffaele Ferrara belegte mit 25 Sekunden Rückstand den zweiten Platz vor dem Slowaken Jan Valach auf Rang drei.
Vor mehr als 100 000 Zuschauern, die den Rundkurs in Franken säumten, kam der Tour-de-France-Dritte Ullrich gemeinsam mit dem Tour-Zweiten Ivan Basso (Italien) mit 48 Sekunden Rückstand auf den Sieger mit dem Hauptfeld ins Ziel. Ullrich wurde 45., CSC-Kapitän Basso kam auf Rang 59. Nach dem Verzicht auf einen Start bei der Weltmeisterschaft in zwei Wochen in Madrid konnte Ullrich bei seinem vorletzten Saisonstart zu keiner Zeit in die Entscheidung eingreifen.
Auch Scholz wird bei der WM nicht dabei sein. Er feierte schon in Nürnberg ein für ihn perfektes Saisonfinale. «Das war ein wunderbarer Erfolg, ein sehr wichtiger in meiner Karriere», sagte der 27-Jährige, der fast von Anfang an die Hauptrolle bei dem phasenweise verregneten Rennen gespielt hatte. Wenige Tage nach seiner Vertragsverlängerung bei Gerolsteiner bis 2008 gehörte er schon nach rund 60 Kilometern zu einer vierzehnköpfigen Ausreißergruppe.
Diese setzte sich zeitweise mit über zwei Minuten Vorsprung vom Hauptfeld ab. «Es war bald klar, dass wir vorne bleiben, weil alle wichtigen Teams in der Ausreißergruppe vertreten waren», sagte Scholz. Drei Runden vor Schluss startete er seine entscheidende Attacke zum Alleingang, die dem Team Gerolsteiner einen weiteren Prestigeerfolg über den nationalen Konkurrenten T-Mobile bescherte.
Das Weltcup-Finale der Frauen über 116 Kilometer gewann die Italienerin Giorgia Bronzini. Die 22-Jährige verwies nach 2:45:23 Stunden Fahrzeit Rochelle Gilmore aus Australien im Schlussspurt auf den zweiten Platz. Am meisten jubeln durfte allerdings die für die Equipe Nürnberger Versicherung fahrende Australierin Oenone Wood, die sich bei der Massenankunft als Drittplatzierte wie schon 2004 erneut beim letzten Rennen in Nürnberg den Weltcup-Gesamtsieg sicherte.
«Es war ein Supertag. Die ganze Mannschaft hat hart für mich gearbeitet», sagte die 24-Jährige. Mit 378 Punkten verwies sie in der Endabrechnung ihre Hauptkonkurrentin Susanne Ljungskog (299) aus Schweden, die im Rennen nicht über Platz 13 hinaus kam, auf den zweiten Platz.
Die deutschen Starterinnen landeten ein Jahr nach dem Erfolg der Leipzigerin Petra Roßner, die damals einen perfekten Abschluss ihrer Karriere gefeiert hatte, im geschlagenen Feld. Nationalfahrerin Ina- Yoko Teutenberg aus Mettmann war auf Platz fünf die beste einheimische Fahrerin. Pech hatte Judith Arndt: Die Weltmeisterin aus Leipzig hatte ihren Start wegen einer starken Erkältung absagen müssen und konnte damit nicht mehr in den Kampf um den Gesamtsieg eingreifen. Mit 184 Punkten wurde sie Weltcup-Fünfte.