Berlin (dpa) - Der deutsche Radprofi Andreas Klöden vom Team Astana hat wenige Tage vor Beginn der Tour de France die Ehrenerklärung des Rad-Weltverbandes UCI unterzeichnet und seinen wochenlangen Presse-Boykott beendet.
In einem Interview mit der Tageszeitung «Die Welt» begründete der 32 Jahre alte Cottbuser seine späte Unterschrift mit den Worten: «Ich wollte einfach noch ein wenig provozieren.» Er sei in einem Alter, so der Tour-Dritte vom Vorjahr, wo er «keine Lust habe, wie eine Schachfigur hin und her geschoben zu werden».
Klöden kritisierte, dass «wieder einmal über die Köpfe der Sportler hinweg eine Entscheidung getroffen worden» sei. Während der Tour de Suisse sei er von Journalisten zu der Antidopingerklärung der UCI befragt worden. «Ich wusste von nichts. Ich dachte, ich bin im falschen Film, als ich hörte, dass ich mein Jahresgehalt zurückzahlen müsste, wenn ich gedopt habe», sagte Klöden und fügte hinzu: «Sicher muss viel passieren im Radsport hinsichtlich Doping. Doch kann man nicht auch unverschuldet in einen Dopingfall rutschen?».
Als Beispiele nannte er kontaminierte Nährstoffe oder eine manipulierte Dopingprobe. «Als Strafe muss dann ein Jahresgehalt zurückgezahlt werden. Da gibt es keine Verhältnismäßigkeit. Ich habe eine Familie, wir müssen doch von irgendetwas leben. Ich kann nicht von heute auf morgen etwas unterzeichnen, was aus einer 24-Stunden- Schnellschussbesprechung heraus beschlossen wurde und womit ich mich vollständig jemandem ausliefere. Ich fühle mich erpresst, finde das sittenwidrig und menschenunwürdig», sagte Klöden der Zeitung.
Er selber habe ein reines Gewissen. «Sie müssen mir einfach glauben, wenn ich Ihnen versichere, dass ich nie etwas Verbotenes getan habe und von all dem, was ein Jaksche oder Dietz erzählt haben, während meiner Zeit beim Team Telekom nichts mitbekommen habe». In seinen neun Jahren bei Telekom seien ihm vom damaligen Teamchef Walter Godefroot nie Dopingmittel angeboten worden.
«Er hat auch nie das Thema an mich herangetragen. Und ich wurde auch von keinem Arzt gedrängt zu dopen, damit mein Vertrag verlängert wird.» Er könne weiter anbieten, sich «rund um die Uhr kontrollieren zu lassen - mehr geht nicht. Wenn alle den Profiradsport so betreiben würden wie ich, wäre er auch sauber», sagte Klöden.