Prag (dpa) - Schlecht gelaunt trat Jan Ullrich die Reise von Prag nach Österreich an. Eigentlich hatte der Radprofi in der tschechischen Hauptstadt ein Show-Rennen fahren sollen, doch das geplante Sportfest geriet zum Fiasko.
Anders als vereinbart wollten die Veranstalter die Spitzenfahrer nicht vor dem Start bezahlen. Auch eine zweistündige Krisensitzung im Hotel brachte keine Lösung. Daraufhin entschieden sich Ullrich, Armstrong-Helfer George Hincapie (USA) und andere Fahrer gegen das Rennen, das schließlich nur mit einem kleinen Feld gefahren wurde.
Dabei hatte der Tag an der Moldau für Ullrich gut begonnen. Nachdem sein Rennen in Graz/Österreich kurz nach dem Start wegen eines Gewitters abgebrochen werden musste, empfing ihn die «Goldene Stadt» mit strahlendem Sonnenschein. «Ich bin bereits 1993 hier gefahren, habe gute Erinnerungen und freue mich auf das Rennen auf dem Wenzelsplatz», hatte der T-Mobile-Kapitän gesagt: «Es ist eine schöne Stadt, ich bin mit meiner Freundin hier - das wird also ein langer Abend.»
Stattdessen wurde es für ihn ein kurzer Tag voller Dissonanzen. Fahrer, Veranstalter, Fernsehanstalt und Fans - alle waren sauer. «Wir werden uns mit dem Rechtsanwalt beraten», sagte Ullrichs Manager Wolfgang Strohband am Abend, nachdem die Schecks vor dem Start ausgeblieben waren. Die Veranstalter monierten ihrerseits, dass Ullrich «8000 Euro mehr für das Privatflugzeug» haben wollte als abgesprochen. Nach tschechischen Medien-Berichten waren 60 000 Euro Antrittsgeld für den Dritten der Tour de France vereinbart worden.
Die Live-Sendung eines tschechischen TV-Senders wurde abgebrochen, «weil sich eine Übertragung unter den Umständen nicht lohnt». Die Fans, die sich zu Tausenden am Wenzelsplatz eingefunden hatten, wurden von dem Gezerre um das Geld völlig überrascht. Profis wie Ullrich und Hincapie seien schlicht arrogant, schrieben Radsport-Anhänger später in Internet-Diskussionsforen. Das Rennen gewann schließlich der ehemalige Giro-Sieger Gilberto Simoni.
Von tschechischen Journalisten war Ullrich noch mit Applaus begrüßt worden. Bereitwillig und gelassen gab er auch Auskunft über den Wechsel seines Teamkollegen Alexander Winokurow zum spanischen Rennstall Liberty Seguros: «Wenn er mehr will, geht das nicht bei T-Mobile, denn zwei Kapitäne in einem Team sind nicht möglich. Ich verstehe ihn.»
Am 28. Juli soll der 31-Jährige in Mayrhofen/Österreich starten, am 29. Juli bei der «Nacht von Hannover», ehe am 31. Juli das ProTour-Rennen in Hamburg ansteht.
