Berlin (dpa) - Die Giro-Elite könnte neben weiterer Fahrer-Prominenz in den spanischen Doping-Skandal verstrickt sein. Unter Berufung auf die spanische Zeitschrift «Interviu» nannte die «Gazzetta dello Sport» die Namen der beiden Erstplatzierten Ivan Basso und José Gutierrez.
Ebenfalls erwähnt wurden ProTour-Spitzenreiter Alejandro Valverde und die Kletterspezialisten Unai Osa (alle Spanien) und Michele Scarponi (Italien). Die genannten Profis sollen neben den bereits bekannten Santiago Botero (Kolumbien), Ignacio Vicioso und Oscar Sevilla (beide Spanien) vom T-Mobile-Team angeblich Kontakt zu den von der spanischen Justiz verfolgten Medizinern Eufemiano Fuentes und Merino Batres gehabt haben. In dokumentierten Telefonaten seien diese Namen gefallen.
Im Gegensatz zum nationalen Konkurrenten T-Mobile hält der Profi- Rennstall Gerolsteiner im Moment nichts von Recherchen im eigenen Team zu den Vorfällen in Spanien. «Zur Zeit sehe ich keine Veranlassung, von den Fahrern eine Erklärung zu verklangen, nicht mit Fuentes zusammengearbeitet zu haben. Es gibt bei uns keine Anzeichen dafür. Falls sich neue Erkenntnisse ergeben, würden wir natürlich handeln. Außerdem verweise ich auf entsprechende Klauseln in den Verträgen. Doping hat die fristlose Entlassung zur Folge», sagte Hans-Michael Holczer, der Managers des beim Giro überaus erfolgreichen Teams Gerolsteiner.
T-Mobile verlangt von allen seinen 29 Profis eine schriftliche Erklärung, keinen Kontakt zu Fuentes und Co. unterhalten zu haben. Tour-Kandidat Sevilla hatte erklärt, bei dem umstrittenen Mediziner lediglich Leistungstests gefahren zu sein. Spanische Zeitungen berichteten, vor der Praxis des Fuentes-Kompagnon Batres in Madrid seien öfter Radprofis mit ihren Rennmaschinen (ohne Vorderrad) erschienen, um offensichtlich die Wirkung der illegalen Bluttransfusionen in Ergometer-Tests zu messen. Das Team Phonak, für das der ebenso verdächtige Botero fährt, stellt ebenfalls Nachforschungen in den eigenen Reihen an. Die Schweizer Mannschaft war in der Vergangenheit durch die Doping-Fälle des Olympiasiegers Tyler Hamilton (USA) und des Ex-Weltmeisters Oscar Camenzind (Schweiz) aufgefallen.
«Ich habe viel gelitten, um dorthin zu gelangen, wo ich jetzt stehe. Aber in diesem Sport wird es immer jemanden geben, der einen Schatten auf die wirft, die oben stehen. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen», zitierte die französische Sportzeitung «L'Èquipe» den frisch gekürten Giro-Gewinner Basso. Dessen Namen tauchte zusammen mit dem Jan Ullrichs gleich bei Bekannt werden der Affäre in der vergangenen Woche auf. Basso und sein Teamchef Bjarne Riis hatten ebenso wie Ullrich prompt alle Anschuldigungen von sich gewiesen.
In der Doping-Affäre wird zur Zeit gegen fünf Personen, darunter Fuentes, Batres und den Manager des Teams Liberty Seguros, Manolo Saiz, ermittelt. Nach Zahlung von Kautionen sind alle auf freiem Fuß. Ihnen wird zur Last gelegt, einen illegalen Handel mit manipuliertem Blut und Doping-Mitteln betrieben zu haben, beziehungsweise im Fall Saiz als Kunde aufgetreten zu sein. Für Liberty - der amerikanische Sponsor hat sich inzwischen zurückgezogen - fahren neben dem Ansbacher Profi Jörg Jaksche («Ich hatte keinen Kontakt zu Fuentes») auch der Kasache Alexander Winokurow, der als einer der großen Favoriten für die kommende Tour de France gilt.
Bei der Rundfahrt Euzkal Bizikleta im spanischen Baskenland tritt das Team in weißen Trikots ohne Sponsor-Beschriftung auf.