Hohenstein-Ernstthal (rad-net) - Marcel Meisen hat bei der Deutschen Meisterschaft auf dem Sachsenring für eine kleine Überraschung gesorgt. Der Rennfahrer von Alpecin-Fenix, der schon fünfmal Deutscher Meister im Cross war, war im Schlussspurt schneller als Topfavorit Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) und seinem Teamkollegen Alexander Krieger.
In der ersten Hälfte des 168 Kilometer langen Rennens gab es immer wieder Ausreißversuche einzelner Fahrer, doch das Team Bora-hansgrohe hatte das Renngeschehen im Griff, hielt den Abstand gering und verschärfte das Tempo, wenn es nötig war. So ließ man erst einmal eine vierköpfige Spitzengruppe mit Robert Jägeler (P&S Metalltechnik), Richard Banusch (LKT-Team Brandenburg), Joann Leinau (SKS Sauerland-NRW) und Brune Schmitz (Sportforum) gewähren. Als das Feld wieder näher kam, gab es erneute Angriffe und die Gruppe eingeholt.
Zur Hälfte des Rennens setzte heftiger Regen ein. Dennoch schlief das Tempo im Feld nicht ein. Erst attackierten Philipp Walsleben (Alpecin-Fenix) und Christopher Hatz (Hrinkow Advarics Cycleang), wurden aber schnell zurückgeholt, dann setzten sich Jakob Stenzel (Veloclub Ratisbona p/b Zweirad) und Kim Alexander Heiduk (Lotto-Kern Haus), der in der kommenden Woche bei den Europameisterschaften in Frankreich im Straßenrennen der U23 an den Start geht, aus dem Hauptfeld ab und erreichten schnell einen Vorsprung von über einer Minute. Aber es war klar, dass die Profis von Bora-hansgrohe das Duo nur hinhielt.
35 Kilometer vor dem Ziel begann der Showdown: Vier Bora-Fahrer, Rüdiger Selig, Pascal Ackermann, Lennard Kämna und Andreas Schillinger reihten sich an der Spitze des Feldes ein und drückten aufs Tempo, dann griffen Roger Kluge (Lotto-Soudal) und Patrick Haller (Leopard) an. Bei noch 20 zu fahrenden Kilometern zeigte sich Topfavorit Lennard Kämna an der Spitze, trat an und sorgte mit seiner Tempoverschärfung dafür, dass der Ausreißversuch von Heiduk und Stenzel beendet wurde. Danach gab es nochmal einen Angriff von Nikodemus Holler (Bike Aid) und Lukas Meiler (Vorarlberg-Santic), der vereitelt wurde.
Doch im Finale konnte Bora-hansgrohe nicht allein dominieren, die Konkurrenz, die das Team fest im Blick hatte, hielt dagegen und so konnte Marcel Meisen im Sprint den Überraschungscoup landen. Es war die größte DM-Sensation der letzten Jahre.
«Das war ein perfekter Tag! Im Finale ging es Mann gegen Mann, und ich merkte, dass ich Pascal schlagen kann. Wir sind lange bei Bora am Hinterrad gefahren. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Auch unser Teamkollege Philipp Walsleben ist sehr offensiv gefahren und hat dazu beigetragen, dass Bora im Finale etwas angeschlagen war», so Meisen nach seinem Triumph, den Krieger als Dritter abrundete: «Gegen Bora zu gewinnen war schon eine Überraschung. Aber ich wusste, dass wir gut sind und wir haben es am Ende sehr gut gemacht», so der Bronzemedaillengewinner.
Ackermann zeigte sich nach seiner Niederlage zunächst enttäuscht: «3800 Höhenmeter haben wir zurückgelegt. Das wäre ein Kurs für Schachmann gewesen. Meine Enttäuschung ist relativ groß. Es tut weh, wir wollten das Meistertrikot, aber Marcel war im Sprint einfach der stärkere. Das ist für uns schade, aber das Leben geht weiter.»