Mailand (dpa/rad-net) - Als der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo Anfang März abgesagt wurde, war das ganze Ausmaß der Corona-Pandemie noch gar nicht absehbar. Am Ende standen die Räder im Radsport über vier Monate still.
So findet nun am heutigen Samstag die Primavera, die «Fahrt in den Frühling» im Hochsommer statt. Temperaturen von über 30 Grad erwarten die Fahrer auf dem Weg von der Lombardei ans Mittelmeer. Auch die Strecke ist stark verändert, nur die Favoriten sind die altbekannten Stars.
STRECKE: Aufgrund von Corona-Beschränkungen bei Ortsdurchfahrten und der Urlaubssaison musste die Strecke stark verändert werden. Der rund 130 Kilometer lange Abschnitt an der Ligurischen Küste musste entfallen. Dazu musste kurzfristig die Ortsdurchfahrt durch Alessandria gestrichen werden, nachdem der Ort von Gewitterstürmen in den vergangenen Tagen stark heimgesucht wurde. Das Finale bleibt aber wie gehabt. Nach den Anstiegen Cipressa und Poggio erfolgt die Ankunft auf der Via Roma in Sanremo. Insgesamt wird die Strecke 305 Kilometer lang sein - so lang wie noch nie in den 111 Austragungen des Klassikres.
TEAMS: Interessant in diesem Jahr ist zudem die Konstellation der Mannschaften - nur sechs Fahrer pro Team sind zugelassen, dafür wurden zwei Professional-Continental-Teams mehr eingeladen. Viele Fahrer erwarten deswegen ein unkontrollierbares Rennen und Angriffe, die möglicherweise bereits auf dem Colle della Nava beginnen - 70 Kilometer vor dem Ziel.
FAVORITEN: Vorjahressieger Julian Alaphilippe ist nach eigener Aussage noch nicht in Bestform. Mit dem Franzosen sollte aber immer zu rechnen sein. Auch der dreimalige Weltmeister Peter Sagan vom Bora-hansgrohe-Team gehört zu den größten Favoriten, bei Mailand-Turin war er zuletzt schon vorn vertreten. In starker Form zeigte sich auch der frühere belgische Cross-Weltmeister Wout van Aert bei seinem Sieg bei Strade Bianche. Nicht zu vergessen sind Olympiasieger Greg van Avermaet und Ex-Weltmeister Philippe Gilbert (beide Belgien). Gilbert fehlt noch der Sieg in Sanremo, um dem Kreis der Fahrer beizutreten, die alle fünf Monumente (Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Lombardei-Rundfahrt) gewinnen konnten.
DEUTSCHE: In den vergangenen Jahren richteten sich die Augen aus deutscher Sicht stets auf John Degenkolb, der das Rennen 2015 gewann. In diesem Jahr ist der gebürtige Thüringer nicht dabei. Degenkolb bereitet sich aktuell bei der Polen-Rundfahrt auf die Tour de France vor. Einen deutschen Sieganwärter gibt es diesmal nicht, zumal auch Klassikerspezialist Nils Politt fehlt. Dafür fährt dessen Teamkollege Rick Zabel mit. Der 26-Jährige ist aber eher als Edelhelfer für Kapitän Davide Cimolai beim Team Israel Start-Up Nation vorgesehen. An die vier Siege seines Vater Erik in Sanremo wird er noch nicht anknüpfen.