Digne-les-Bains (dpa) - Die Doping-Nachrichtenbörse gönnte der Tour de France einen Tag Ruhe - sportlich sorgte der dreifache Weltmeister Oscar Freire mit seinem ersten diesjährigen Etappensieg für Furore.
Der Träger des Grünen Trikots aus Spanien verwies den Kolumbianer Leonardo Duque und Altmeister Erik Zabel im Ziel der 14. Etappe in Digne-les-Bains nach 194,5 Kilometern auf die Plätze. «Ich hatte heute das Gefühl, die Etappe ist 50 oder 80 Meter zu lang. Sonst hätte ich es vielleicht geschafft», sagte der 38-jährige Zabel, der bis kurz vor dem Zielstrich in Führung lag.
Bevor es ins Hochgebirge der Alpen geht, wo wohl die Entscheidung über den Tour-Gesamtsieg fallen wird, verteidigte Cadel Evans seine Führung. Der Träger des Gelben Trikots aus Australien führt weiter mit der Winzigkeit von einer Sekunde vor dem Bjarne Riis-Schützling Frank Schleck aus Luxemburg. Kletter-Spezialist Bernhard Kohl vom Team Gerolsteiner, der in der Tour-Endabrechnung das Bergtrikot im Blickwinkel hat, liegt weiter mit 46 Sekunden Rückstand auf dem vierten Platz.
Lange hatten bei großer Hitze vier Ausreißer, die sich nach 38 Kilometern aus einer 21 Fahrer starken Spitzengruppe herausgelöst hatten, das Rennen bestimmt. 25 Kilometer vor dem Ziel hatte daraus José Ivan Gutierrez von Caisse d'Épargne sein Glück in einem Solo versucht. Aber kurz vor dem Gipfel des letzten Anstieges zehn Kilometer vor dem Ziel hatte das Feld aufgeschlossen.
Der 22-jährige Mark Cavendish, der nicht zum Zug kam, hat sich mit seinen vier Etappensiegen in die Geschichtsbücher der Tour gefahren. Falls der Olympia-Kandidat bis Paris durchfährt, könnte ihm zum Finale am übernächsten auf den Champs Élysées der fünfte Erfolg winken. Im Sprint auf flachem Terrain hat die Konkurrenz bisher kein Rezept gegen die außergewöhnliche Explosivität des Briten aus dem Columbia-Team gefunden. Fünf Etappensiege verbuchte zuletzt Tour-Rekordsieger Lance Armstrong (USA) 2004. Mit acht Tageserfolgen in einer Tour führen die Belgier Eddy Merckx (1970 und 1974) und Freddy Martens (1976) sowie der Franzose Charles Pélissier (1930) die Bestenliste an.
Seit einem Sturz ist Bahn-Weltmeister Cavendish, der in Peking auf Gold spekuliert, leicht angeschlagen. Anders als der Engländer haben der Vierte des Gesamtklassements, Bernhard Kohl, und der Belgier Stijn Devolder von Quick Step auf ihre Olympia-Chance verzichtet. «Ich möchte mich ganz auf die Tour konzentrieren. Hier verliert man so viel Kraft - da hätte es keinen Zweck, eine Woche später mit Ambitionen nach Peking zu reisen», erklärte der Österreicher vom Team Gerolsteiner. Kohl liegt in der Bergwertung nur noch einen Punkt hinter seinem Team-Kollegen Sebastian Lang (Erfurt).
Die 15. Etappe führt am 20. Juli über 183 Kilometer von Embrun nach Prato Nevoso in Italien. Vor der Schlusssteigung in die Ski-Station sind zwei Anstiege zu meistern, darunter der 2744 Meter hohe Col Agnel nach 58 Kilometern.