Stuttgart (dpa) - Die Sportmedizin an der Uniklinik Freiburg zieht Konsequenzen aus ihrer Verstrickung in den Dopingskandal um das frühere Team Telekom und will sich vollkommen aus dem Profiradsport zurückziehen.
«Es gibt kein Zurück mehr und eine unwiderrufliche Ansage: Wir betreuen bis auf weiteres kein Profistraßenradsportteam mehr», sagte Institutsleiter Hans-Hermann Dickhuth in einem Interview mit der «Stuttgarter Zeitung». «Ich gehe auch noch einen Schritt weiter: Wir werden nur noch mit den Verbänden zusammenarbeiten, die eine glaubwürdige Antidopingpolitik vertreten. Das ist mit dem Klinikumsvorstand so abgestimmt.»
Bei seinem Amtsantritt 2002 habe er die Machenschaften im professionellen Radsport völlig unterschätzt, erklärte Dickhuth. «Ich hatte keine Vorstellung davon, welche kriminelle Energie in diesem System möglich war. Ich rede dabei nicht nur von den Verträgen, die am Institut vorbei geschlossen wurden. Ich rede vom großen Geld und der Gier in dieser Sportart.» Die ehemaligen Telekom-Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich, die beschuldigt werden, ein aktives Doping-System in Freiburg installiert zu haben, hätten unter großem Druck gestanden: «Sie haben sich in ein mafiöses System begeben, in dem sie gefangen waren und erpressbar wurden.»
Am 20. März hatte eine Untersuchungskommission der Freiburger Uni-Klinik einen Zwischenbericht zu den Doping-Praktiken in der Sportmedizin des Krankenhauses veröffentlicht. Demnach soll es zwischen 1993 und 2006 beim Rad-Rennstall Telekom und dessen Nachfolge-Team T-Mobile systematisches Doping gegeben haben. Neben Schmid und Heinrich sollen noch die beiden ehemaligen T-Mobile-Teamärzte Andreas Blum und Stefan Vogt in die Doping-Praktiken verwickelt gewesen sein.