Paris (dpa) - Zum ersten Mal seit 40 Jahren verzichtet die Tour de France im kommenden Jahr auf einen Prolog zum Auftakt.
Die 95. Tour, die nach der Ära Lance Armstrong ihren dritten Anlauf zum «Neuanfang» startet und ihre Anforderungen etwas drosseln will, beginnt am 5. Juli in Brest in der Bretagne mit einem 195 Kilometer langen Teilstück nach Plumelec. Die Frankreich-Rundfahrt, die in diesem Jahr durch zahlreiche Dopingfälle und den Rauswurf des belasteten Spitzenreiters Michael Rasmussen geprägt war, endet nach 3 554 Kilometern am 27. Juli auf den Pariser Champs Elyseés.
Durch längere Ruhezeiten für die Fahrer durch wegfallende Transfers und kürzere Etappen soll sie «entschärft» werden. Zum offiziellen Bruch mit dem Weltverband UCI kam es nach dessen Einlenken, die großen Rundfahrten aus dem Protour-Wettbewerb zu lösen und die Einladungs-Kriterien den Veranstaltern zu überlassen, nicht.
Die Vorlage eines Blutpasses wird «ethische Bedingung» für die Startberechtigung zur nächsten Tour werden. Das sagte Patrice Clerc, der Präsident des Tour-Organisators ASO, bei der Präsentation des Kurses im voll besetzten Palais des Congrès in Paris. Die Einführung eines «Blutpasses» mit allen relevanten Daten von Doping-Kontrollen war das wichtigste Ergebnis des vor zwei Tagen in Paris unter der Regie der französischen Sportministerin zu Ende gegangenen Anti-Doping-Gipfels.
Dabei saßen ASO, UCI und Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, in Fragen der Doping-Bekämpfung selten einer Meinung, an einem Tisch. Clerc sieht die übel beleumundete Sportart nach dem Gipfel sogar als Vorreiter für andere Sport-Disziplinen: «Der Radsport hat den Weg gezeigt.»
Die Tour 2008, die nach neun Jahren wieder einen Abstecher nach Italien einlegt, führt zuerst durch die Pyrenäen, dann die Alpen. Nach einem Jahr Pause steht wieder der traditionelle Aufstieg in das Ski-Paradies L'Alpe d'Huez auf dem Programm. Insgesamt gibt es vier Bergankünfte. Zwei Zeitfahren - 4. Etappe über 29 Kilometer, 20. Etappe über 51 Kilometer - stehen auf 21 Etappen bevor. Die oft kritisierten, Kräfte zehrenden großen Transfers für die Fahrer sollen 2008 entfallen. Eine sportliche Neuregelung ist bemerkenswert: In keinem Etappenziel gibt es Zeitgutschriften.
«Das wichtigste für mich war heute die Aussage, dass die Ethik entscheidend sein soll, welche Teams eingeladen werden. Es ist weiter sehr bemerkenswert, dass wir keine Bonifikationen mehr haben und durch die wegfallenden, langen Wege nach den Etappen, jeden Tag eine Stunde mehr Zeit für Erholung der Fahrer haben», sagte Hans-Michael Holczer, der Chef des Gerolsteiner-Teams, der dafür plädierte, dass die Landesverbände ihre Fahrer gegenseitig kontrollieren, das heißt Spanier kontrollieren deutsche Fahrer, Franzosen Italiener und so weiter. Das wäre laut Holczer eine lohnende «Investition in die Chancengleichheit.»
«Die wegfallenden Zeit-Bonifikationen machen die erste Woche weniger nervös. Aber die verkürzten Etappen bürgen auch besondere sportliche Gefahren. Fehlende lange Transfers gehen in die richtige Richtung, dass sich die Fahrer mehr erholen können. Allerdings ist die Tour für die deutschen Fans dadurch in nächsten Jahr besonders 'weit weg'», sagte Rolf Aldag, Teamchef der T-Mobile-Mannschaft.
Unter den Gästen saß in Paris auch der diesjährige Toursieger Alberto Contador, der unter Verdacht steht, von dem Doping-Arzt Eufemiano Fuentes behandelt worden zu sein. Der spanische Radprofi widersprach stets dieser Version und hatte auch Rückendeckung durch den Sportminister seines Landes erhalten.