Hamburg (dpa) - Für den Gesamtsieg bei der Tour de France kommen die deutschen Radprofis nicht infrage, aber zumindest um Etappenerfolge wollen Linus Gerdemann, Gerald Ciolek und Co. mitkämpfen.
Nach dem Aus des Gerolsteiner-Teams, dessen Höhenflug bei der vergangenen Frankreich-Rundfahrt durch die Doping-Schlagzeilen um Stefan Schumacher und Bernhard Kohl in ein anderes Licht gerückt wurden, ist die Dortmunder Milram-Equipe das einzig verbliebene deutsche ProTour-Team. Vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt am 4. Juli in Monaco stellt die Deutsche Presse-Agentur dpa einige deutsche Fahrer vor und schätzt ihre Chancen bei der Tour ein.
Linus Gerdemann (26/Kreuzlingen/Schweiz/Milram/2. Teilnahme): Der letzte Deutschland-Tour-Etappensieger ist zugleich Sorgenkind und Hoffnungsträger des Milram-Teams. Nach einem durchwachsenen Frühjahr zeigte sich der Münsteraner mit dem Gewinn der Bayern-Rundfahrt formverbessert, bei der Tour de Suisse enttäuschte Gerdemann zuletzt aber als 41. In Frankreich will der 26-Jährige wieder wie 2007 auftrumpfen, als er am Französischen Nationalfeiertag mit einem Husarenritt in den Alpen für einen Tag ins Gelbe Trikot fuhr.
Gerald Ciolek (22/Pulheim/Milram/2. Teilnahme): Der Pulheimer ist Gerdemanns Co-Kapitän bei Milram und soll als Sprinter für Etappensiege sorgen. Im vergangen Jahr war der 22-Jährige im Columbia-Team noch Anfahrer für Super-Sprinter Mark Cavendish und verhalf ihm zu vier Etappensiegen. Diesmal will er selbst der Schnellste auf den letzten Metern sein. Allerdings: In dieser Saison fuhr Ciolek erst einen Saisonsieg ein - bei der zweitklassigen Mallorca-Rundfahrt.
Jens Voigt (37/Berlin/Saxo-Bank/13. Teilnahme): Der aus Mecklenburg stammende Berliner gehört längst zum Tour-Inventar. Der Profi vom dänischen Team Saxo Bank ist für seine unermüdlichen, beherzten Attacken bekannt. Bei seiner vermutlich letzten Tour wird er wieder Helferdienste für die Schleck-Brüder Frank und Andy leisten. Zudem ist damit zu rechnen, dass er immer wieder sein Heil in der Flucht suchen wird, um im «zarten» Radsport-Alter von 37 Jahren noch einmal einen Etappensieg zu feiern.
Andreas Klöden (32/Kreuzlingen/Astana/7. Teilnahme): Seine Tour- Teilnahme war lange fraglich. Erst wurde der Wahl-Schweizer durch die Untersuchungskommission der Uniklinik Freiburg des Eigenblutdopings bezichtigt, was Klöden aber bestreitet. Dann drohte seinem Astana- Team wegen finanzieller Probleme der Lizenzentzug. Nichtsdestotrotz: Klöden kann starten und soll in der wohl stärksten Tour-Mannschaft seinen Kapitänen Lance Armstrong und Alberto Contador als Edelhelfer zur Verfügung stehen. Sollten diese schwächeln, könnte der Tour- Zweite von 2004 und 2006 selbst um Spitzenplätze mitfahren.
Tony Martin (24/Sossenheim/Columbia-Highroad/1. Teilnahme): Der junge Cottbusser könnte die positive Tour-Überraschung aus deutscher Sicht werden. Eigentlich ein Zeitfahr-Spezialist, verblüffte Martin bei der Tour de Suisse als Kletterkünstler und Gesamtzweiter. Bei der Tour de France könnte er vor allem im Kampf gegen die Uhr für Furore sorgen - ein Spitzenplatz im Gesamtklassement ist aber nicht ausgeschlossen. Außerdem spekuliert er auf das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers.
Heinrich Haussler (25/Freiburg/Cervélo Testteam/1. Teilnahme): Der Cervelo-Sprinter war einer der überragenden Sprinter des Frühjahrs. Bei Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt wurde er jeweils Zweiter, zudem führte er lange die UCI-Weltrangliste an. Zuletzt entschied der gebürtige Australier in Diensten des Cervelo-Teams den Grand-Prix Schwarzwald für sich. Bei der Tour sollen weitere Streiche folgen. Bei der WM im September in Mendrisio/Schweiz will er für Australien starten, auch, wenn ihn der deutsche Verbands-Präsident Rudolf Scharping noch umstimmen will.