Kluisbergen (rad-net) - Die deutschen Mountainbikerinnen haben bei den Europameisterschaften im belgischen Kluisbergen die erhoffte Medaille verpasst. Als beste deutsche Fahrerin landete Nina Göhl aus Freiburg überraschend auf Platz vier. Sie kam nach 35,6
Kilometern mit 4:15 Minuten Differenz auf Gunn-Rita Dahle (Norwegen)
ins Ziel. Dahle holte sich ihren vierten EM-Titel in Folge mit 1:52
Minuten Vorsprung auf Maja Wloszczowska aus Polen und 2:39 Minuten
vor Marga Fullana (Spanien).
Während die größte deutsche Medaillenhoffnung Sabine Spitz (Murg-
Niederhof), von Beginn an nie in den vorderen Positionen zu sehen
war, konnte Nina Göhl das Tempo an der Spitze zuerst mitgehen. Als
Dahle mit Wloszczowska gemeinsam weg zog, blieben Fullana und die
Slowenin Blaza Klemencic auf Rang Drei und Vier. Dahinter fand Göhl
ihre Position. Während Klemencic zurückfiel, konnte die Allgäuerin
gemeinsam mit der Schweizerin Petra Henzi und Irina Kalentieva
(Russland) in Schlagdistanz zu Platz Drei bleiben.
Anfangs der fünften Runde hatte Kalentieva einen Kettenriss und Henzi
verzeichnete einen Sturz. So war Göhl alleine auf Rang Vier, Fullana
blieb aber ungefährdet. Die aufkommende Bernardine Boog-Rauwerda
konnte sie aber in der letzten Runde distanzieren.
„Ich bin nicht traurig neben dem Podium gelandet zu sein. Top-Ten war
das Ziel, jetzt ist es Platz Vier, das hätte ich nicht gedacht. Die
Runde war konditionell sehr anspruchsvoll. Ich bin froh, dass ich das
durchstehen konnte“, erklärte Göhl im Ziel mit einem Strahlen im
dreckverschmierten Gesicht. Gerade zu Beginn des Rennens hatten
Regenschauer begonnen. Für Bundestrainer Frank Brückner war Nina
Göhls Vorstellung "ein Lichtblick" in den bisher sehr ernüchternden
Ergebnissen.
Auch sein Ass hatte nicht gestochen. Sabine Spitz beendete die EM als
Zwölfte. „Ich hatte mir das anders vorgestellt“, bekannte sie. Schon
nach einen Kilometer bemerkte sie, dass die Beine nicht so gut
funktionierten wie erwartet. Dann hatte sie noch mit ihrer
Hinterradbremse zu kämpfen, die sie immer wieder nachstellen musste.
Außerdem verursachte die defekte Bremse auch noch einen kapitalen
Sturz. „Warum die Form nicht da war, kann ich im Moment nicht sagen“,
hatte sie keine Erklärung parat. Adelheid Morath (Freiburg) kam trotz zweier Kettenklemmer noch auf
einen guten 15. Platz.
Bei den Männern war Lado Fumic war als Siebter bester Deutscher bei der MTB-EM. Der Kirchheimer kam nach 47,2 Kilometern mit 2:15 Minuten Rückstand auf den neuen Europameister Jean-Christophe Peraud (Frankreich) ins Ziel. Zweiter wurde Olympiasieger Julien Absalon (Frankreich) mit 30 Sekunden Rückstand, Dritter der Italiener Marco Bui mit 46 Sekunden Differenz.
Lado Fumic und seiner Bruder Manuel Fumic spielten drei von sieben Runden eine aktive Rolle in einer achtköpfigen Verfolgergruppe. Manuel Fumic versuchte für seinen Bruder Tempo zu machen, weil Peraud und der Schwede Frederik Kessiakoff bereits in der ersten Runde einen Vorsprung heraus gefahren hatten.
Manuel Fumic büßte auf den letzten beiden Runden und fiel auf Rang 18 zurück. Lado Fumic war nicht in der Lage zu folgen, als Julien Absalon attackierte. Nur der Italiener Marco Bui konnte folgen.
„Natürlich wollten ich heute versuchen eine Medaille zu gewinnen aber heute waren die anderen ein Quäntchen besser aber die Abstände waren nicht groß. Ich hatte Probleme am Start und musste zusätzlich Energie aufwenden um nach vorne zu kommen“, erklärte Fumic, der viermal in Folge auf dem EM-Podium gestanden war.
Manuel Fumic bekannte, dass ihm in den letzten beiden Runden „der Strom ausgegangen“ sei. „Aber wir sind auf dem richtigen Weg“, meinte er.
Für Jean-Christophe Peraud war der EM-Titel der erste große Sieg. „Ich war am Anfang vorne und musste einfach weiter fahren. Natürlich war es ein großes Risiko aber ich hatte gute Beine. Ich bin glücklich über den Sieg“. Peraud hatte sich schon vor acht Wochen den Kurs angeschaut und hatte sein Bike auf den schnellen Kurs zugeschnitten.
Cross-Weltmeister Sven Nijs (Belgien) konnte in den Kampf um die Medaillen nicht eingreifen. Er wurde Zwölfter.
Drittbester Deutscher war Stefan Sahm (Bissingen/T.) als 22., Moritz Milatz kam auf Rang 25.
Ergebnisse Männer:
1. Jean-Christophe Peraud (FRA) 1:54:19 Stunden
2. Julien Absalon (FRA) 1:54:49
3. Marco Bui (ITA) 1:55:06
4. Jerome Chevalier (FRA) 1:55:16
5. Christoph Sauser (SUI) 1:55:34
6. Oli Beckingsale (GBR) 1:56:17
7. Lado Fumic (GER) 1:56:35
8. Peter Riis Andersen (DEN) 1:56:40
9. Roel Paulissen (BEL) 1:56:45
10. Florian Vogel (SUI) 1:56:49
11. Miguel Martinez (FRA) 1:56:50
12. Sven Nys (BEL) 1:57:20
13. Fredrik Kessiakoff (SWE) 1:57:38
14. Jelmer Pietersma (NED) 1:57:56
15. Christoph Soukup (AUT) 1:58:09
16. Mirko Pirazzoli (ITA) 1:58:22
17. Bart Brentjens (NED) 1:58:38
18. Manuel Fumic (GER) 1:58:48
19. Thijs Al (NED) 1:59:30
20. Martin Gujan (SUI) 1:59:45
22. Stefan Sahm (GER) 1:59:50
25. Moritz Milatz (GER) 2:00:05
27. Johannes Sickmüller (GER) 2:00:43
38. Hannes Genze (GER) 2:03:47
40. Jochen Käß (GER) 2:04:08