Paris/Brüssel (dpa) - Der französische Radprofi Phillippe Gaumont hat EPO-Doping und die Weitergabe des verbotenen Präparats an Teamkollegen zugegeben. Der nach 1997 und 1999 zum dritten Mal in seiner Karriere unter Doping-Anklage stehende Franzose empfahl sich damit auch als möglicher Kronzeuge in der Doping-Affäre um seinen Rennstall Cofidis.
«90 Prozent der Fahrer sind nicht ehrlich. Ich habe zugegeben, Substanzen genommen zu haben. Welcher Radrennfahrer kann denn das Gegenteil von sich sagen?», fragte Gaumont in einem Interview mit dem französischen Radiosender France Bleue Picardie.
Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass sich der populäre belgische Profi Frank Vandenbroucke wegen zwei Jahre zurückliegender Doping-Vorwürfen erneut vor Gericht verantworten muss.
Die Fahrer seien «Opfer eines verrotteten Systems. Dieses System will ich in den nächsten Tagen zu bekämpfen versuchen», sagte Gaumont, der seit 22. Januar unter Anklage steht wegen mehrerer Verstöße gegen die französischen Anti-Dopinggesetze. Dopingkontrollen seien «leicht zu umgehen», so der 30-Jährige, der vor dem Karriereende steht. «Was man nicht umgehen kann, sind der Zoll, die Polizei, Telefon-Abhörungen».
Gaumont-Anwalt Olivier Combe erklärte, sein Mandant, 2003 Mitglied der Cofidis-Auswahl, die die Tour de France bestritt, hätte anderen Fahrern «mit EPO ausgeholfen». Namen wurden nicht genannt. Zusammen mit seinem Teamkollegen Cedric Vasseur war Gaumont am vergangenen Dienstag von der französischen Polizei im Zusammenhang mit der Cofidis-Affäre, in der es um illegalen Medikamenten-Handel geht, nach der Rückkehr aus dem Mannschafts-Trainingslager vorübergehend festgenommen worden. Team-Betreuer Bogdan Madejak sitzt weiter in Untersuchungshaft, die verhörten Profis sind wieder auf freiem Fuß.
Die belgische Justiz entschied, dass sich Vandenbroucke vom italienischen Rennstall Fassa Bortolo erneut vor Gericht verantworten muss wegen des Besitzes von Dopingprodukten. Dies bestätige laut «Radsport-News» ein Sprecher des zuständigen Gerichts in Dendermonde. Der Rennfahrer hatte gehofft, ein Verfahren vermeiden zu können, doch die Kammer folgte jetzt dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Vandenbroucke, zur Zeit beim Training in Italien, kann innerhalb von 15 Tagen gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen.
Am 27. Februar 2002 hatte die Polizei bei einer Routine-Kontrolle im Kofferraum des Pflegers Bernard Sainz, der in der Szene als «Dr. Mabuse» bekannt ist und auch Vandenbroucke betreute, verdächtige Produkte gefunden. Bei einer Hausdurchsuchung bei Vandenbroucke fand die Polizei EPO, das anabolisch wirkende Clenbuterol und Morphin. Der ehemalige Gewinner von Lüttich-Bastogne-Lüttich war um eine Dopingsperre herum gekommen, weil die Sportbehörden im Disziplinarverfahren Formfehler begangen hatten. Bei Pferdezüchter Sainz soll auch Gaumont Kunde gewesen sein.