Castres (dpa) - Alle Blicke waren auf den umstrittenen Spitzenreiter Michael Rasmussen gerichtet, aber am Schluss der 12. Tour-Etappe in Castres standen Tom Boonen und Erik Zabel im Rampenlicht.
Der Ex-Weltmeister aus Belgien gewann nach 178,5 Kilometern den Massensprint vor dem Milram-Kapitän und machte weitere Punkte im Kampf um das Grüne Trikot gut. Rasmussen, der am Morgen in Montpellier starten durfte, obwohl ihn sein dänischer Landesverband wegen verpasster Doping-Kontrollen von WM und Olympischen Spielen ausschloss, verteidigte sein Gelbes Trikot.
«Ich habe im Finale alles versucht, nachdem mich Christian Knees und Marcel Sieberg gut aus dem Wind gehalten hatten», sagte Zabel. «Ich war auch am Hinterrad vom Tom, aber sein Anfahrer Steegmans war so schnell. Dann habe ich noch versucht, aus dem Windschatten heraus Boonen anzugreifen, aber ich kam nur bis zu seinem Tretlager - dann war Schluss. In der Sprintwertung bin ich jetzt noch weiter von Boonen entfernt, aber zu Hunter habe ich wenigstens Punkte gut gemacht», sagte der 37 Jahre alte Berliner. Vortagessieger Robert Hunter aus Südafrika wurde Dritter und liegt in der Sprintwertung als Zweiter nur noch einen Punkt vor Zabel.
Das Rennen hatten lange die beiden Außenseiter Amets Txurruca aus Spanien und der Franzose Piereck Fédrigo bestimmt. Die beiden Ausreißer, die über 100 Kilometer an der Spitze fuhren, wurden erst 1100 Meter vor dem Ziel vom jagenden Hauptfeld, aus dem Boonen den sechsten Tour-Etappensieg seiner Karriere feierte, gestellt.
Rasmussen, zweifacher Gewinner des Bergtrikots in Paris, liegt vor dem Zeitfahren weiter mit 2:35 Minuten vor dem Spanier Alejandro Valverde und 3:50 Minuten vor Andreas Klöden auf Rang sieben. Für den Wahlschweizer aus dem Astana-Team soll beim Zeitfahren am Samstag über 54 Kilometer in Albi die große Stunde schlagen. Klöden winkt Rasmussens Gelbes Trikot.
Die schwierige Fahrt durch die Ausläufer des Zentralmassivs über vier Anstiege der unteren Kategorie setzten am Freitag besonders den deutschen Fahrern zu. Erst hatte sich T-Mobile-Profi Marcus Burghardt aus Zschopau bei seinem Tour-Debüt ein Herz gefasst und alleine zur Verfolgung der beiden Ausreißer angesetzt. Lange kämpfte der Gewinner des Frühjahrs-Klassikers Gent-Wevelgem als Solist hinter den enteilten Spitzenreitern Txurruca und Fédrigo.
Nach 45 Kilometern stellte er seine Bemühungen ein, wurde geschluckt und hatte dann Schwierigkeiten, dem Hauptfeld zu folgen. Der deutsche Meister Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner war 42 Kilometer vor dem Ziel in einen Sturz verwickelt und zwischenzeitlich auch aus dem Hauptfeld zurückgefallen. Beide konnten sich aber auf der langen Abfahrt Richtung Ziel bei starkem Gegenwind wieder fangen. Wegmanns Team-Kollege Sven Krauß aus Herrenberg, der im schnellen Finale nicht mehr folgen konnte, verlor allerdings viel Zeit.