Stellenbosch (rad-net) - Das südafrikanische Stellenbosch ist am Samstag Schauplatz des ersten Cross-Country-Weltcups der Saison. Zu den 23 Deutschen, die beim Auftakt nahe Kapstadt an den Start gehen, gehört auch die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin Sabine Spitz.
«Ich habe nach wie vor Spaß am Radfahren.» Fast lapidar sagt Sabine Spitz vor der 23. Weltcup-Saison ihrer Karriere diesen Satz. Als ob es selbstverständlich wäre als 46-Jährige noch eine Saison an die lange und erfolgreiche Karriere dranzuhängen. Vielleicht ist das für sie auch so, vielleicht gibt es einfach keinen Grund aufzuhören. Wer in der Weltrangliste an siebter Stelle steht, im Vorjahr einen Weltcup als Zweite beendet hat und Vize-Weltmeisterin im Marathon geworden ist, der braucht sich über den nagenden Zahn der Zeit im Grunde keine Gedanken machen.
Jetzt hat die Sonnenliebhaberin aus Südbaden zudem einen neuen Reiz gesetzt. Spitz überwinterte seit November in Südafrika. «Der Winter war mir schon immer ein Greuel», sagt die 19-fache Deutsche Meisterin aus Murg-Niederhof. «In Südafrika hatte ich gute Bedingungen und konnte durchtrainieren, auch relativ viel auf dem Mountainbike, so dass ich mit einem etwas höheren Kraft-Ausdauer-Niveau in die Saison gehe.»
Sabine Spitz will wie 2017 auch wieder Weltcuprennen in der Cross-Country-Disziplin, Europa- und Weltmeisterschaften bestreiten. «Wenn die Fitness dafür gegeben ist», schränkt sie quasi prophylaktisch ein. Allerdings wird sie den Weltcup in Kanada und den in Andorra wohl auslassen.
Eine Woche nach dem Weltcup-Auftakt in Stellenbosch beginnt am Kap das Etappenrennen Absa Cape Epic, das sie mit Robyn de Groot bestreiten wird. Mit der Südafrikanerin war sie im Vorjahr Gesamtdritte geworden. «Ja, die Vorbereitung hat mehr auf das Cape Epic abgezielt», bekennt Spitz. Das wäre früher sicher anders gewesen. «Aber jetzt habe ich im Training noch mal einen Schwerpunkt auf Cross-Country gelegt», fügt sie hinzu. Was ihr beim Cape Epic aber auch nicht von Nachteil sein wird.
Außer ihr werden drei weitere deutsche Damen ins Rennen auf dem 4,4 Kilometer langen Kurs gehen, der durch staubiges Terrain, steile, aber nicht zu lange Rampen und etliche anspruchsvollen Passagen geprägt ist.
Die Deutsche Vize-Meisterin Helen Grobert (Weilheim-Remetschwiel) hat sich bei Rennen in den vergangenen Wochen sehr stark präsentiert. «Ich werde am Samstag versuchen mein Ding durchzuziehen», erklärt die 25-Jährige. «Ich hoffe am Start so gut wie möglich nach vorne zu kommen und dann meinen Rhythmus zu fahren.» Die Deutsche Vize-Meisterin stand voriges Jahr in Lenzerheide als Fünfte zum ersten Mal auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium. Daran versucht sie sich zu orientieren.
Beim Rennen im spanischen Banyoles wurde Grobert vor zwei Wochen Zweite. Ganz oben auf dem Podest stand überraschend Elisabeth Brandau (32). Die Deutsche Cyclo-Cross-Meisterin aus Schönaich hat sich nach ihrer zweiten Schwangerschaft im vergangenen Jahr zurückgemeldet. Wie gut sie ihre blendende Verfassung am Samstag in ein entsprechendes Ergebnis ummünzen kann, hängt stark davon ab, wie gut sie am Start wegkommt. Der Kurs bietet nur wenig Überholmöglichkeiten und Brandau muss aufgrund der fehlenden Punkte durch die Schwangerschaft mit Startnummer 55 ins Rennen gehen. «Das wird ein ganz anderes Rennen für mich», sagt sie. «Aber ich versuche das Beste draus zu machen.»
Die Freiburgerin Adelheid Morath (33) sieht sich selbst «noch nicht bei hundert Prozent». Doch so früh in der Saison sind das die Konkurrentinnen vielleicht auch nicht. Mit fast 1000 Kilometern auf den Langlaufskiern hat sie eine etwas ungewöhnliche Wintervorbereitung hinter sich. Aber, da ist sie sich mit ihrem Coach Bernd Ebler einig, «das gibt eine sehr gute Basis für die Saison».
Prinzipiell hat das ganze deutsche Damen-Quartett Top-Ten-Potenzial. Nicht umsonst stehen die deutschen Damen in der Nationenweltrangliste hinter den Schweizerinnen auf Rang zwei.
Die werden angeführt von Weltmeisterin Jolanda Neff, die knapp sechs Wochen nach ihrem Schlüsselbeinbruch beim Cross-Weltcup überraschend schon wieder am Start steht. Auf der Suche nach Favoritinnen findet man eine ganze Reihe an Kandidatinnen. Nachdem Weltcup-Titelverteidigerin Yana Belomoina (Ukraine) die Auswirkungen einer Verletzung noch nicht auskuriert hat, gehören unter anderen Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad aus Dänemark, Ex-Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich und die Kanadierin Emily Batty zum Kreis der Favoritinnen.
Im U23-Bereich der Damen stehen gleich fünf Deutsche auf der Meldeliste. Antonia Daubermann (Stevens MTB), Clarissa Mai (Link Rad Quadrat), Lia Schrievers (German Technology Racing), Felicitas Geiger (M-Wave) und Nina Benz (Head Ciclo) kämpfen im 26-köpfigen Feld um eine gute Ausgangsposition für den Heimweltcup in Albstadt am 20. Mai.
Zeitplan (MEZ):
7:30 Uhr: U23 Damen
9:15 Uhr: U23 Herren
11:20 Uhr: Elite Damen
13:50 Uhr: Elite Herren