Frankfurt (rad-net) - Nach der erfolgreichen Heim-Weltmeisterschaft der Hallenradsportler in Stuttgart Ende 2016 ist für Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute noch lange nicht Schluss. «Mein Antrieb ist, diese Sportart in der Wahrnehmung und Anerkennung noch weiter nach vorne zu bringen. Denn wir müssen uns vor keiner anderen Sportart verstecken. Und ich empfinde die Arbeit mit den Sportlern, sie von den Anfängen bis in die Weltspitze zu begleiten, als unheimlich schön. Was gibt es sinnvolleres als mitzuerleben, wie sich junge Menschen persönlich und sportlich entwickeln», sagt Maute.
Im Dezember hatten seine Schützlinge in der Porsche-Arena im 1er und 2er Kunstfahren die Maximalausbeute errungen: viermal Gold und Silber. Jedoch bemängelt Dieter Maute die nicht vorhandene «entsprechende Resonanz». Befremdlich findet er, «wenn ehrliche Arbeit, gepaart mit Leistung und Engagement, weniger Aufmerksamkeit findet als Skandale und Korruption».
Dieter Maute, als Aktiver selbst fünfmal Weltmeister, weiß, dass die Öffentlichkeit selten sieht, welche Arbeit hinter der Erfolgsstory liegt. Die Experten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), derzeit um die Umsetzung der Spitzensportreform bemüht, aber könnten die aktuellen Strukturen des deutschen Hallenradsports als Ausrufezeichen werten. «Es ist gut, uns nach dem Potenzial zu bewerten. Und was dort gefordert wird, ist bei uns größtenteils vorhanden. Sauber bundesweit angeglichen, wobei für alle Landesverbände identische Kriterien gelten.» Den Gesprächen mit den Sportoberen sehen Maute und die Verantwortlichen des Kunstradsports und Radballs mit Zuversicht entgegen.
Das ändert jedoch nichts daran, dass die Fortsetzung der Medaillen-Saga auf tönernen Füßen steht. Die Etat-Kürzungen seites des BMI mit Eigenmitteln aus des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aufzufangen, gleicht der Quadratur des Kreises. «Wir müssen Lehrgänge kürzen und Selbstbeteiligung der Athleten einfordern.» Auch die Teilnahme am Nationencup, alljährlich die WM-Generalprobe, ließ sich nur auf diese Weise retten.
Wenn Dieter Maute jetzt zu Saisonbeginn die Disziplinen analysiert, spricht er im Frauenbereich um Weltmeisterin Lisa Hattemer von einer «unglaublich breiten Spitze». Bei den Männern reißt der Rücktritt von Vizweltmeister Michael Niedermeier eine gewisse Lücke, im Frauen-2er und der Offenen Klasse erwartet er noch mehr internen Konkurrenzdruck - damit weitere Leistungssteigungen.
Verärgert ist Dieter Maute darüber, dass der Hallenradsport auch 2021 nicht bei den World Games der nicht-olympischen Sportarten auf dem Programm steht. Dass trotz Neugründung und Aktivitäten der Initiative «Indoor Cycling Worldwide» die Teilnahme an den Olympischen Spielen weiterhin nur visionär bleibt. «Das alles bedroht unsere Arbeit und erschwert es, das Niveau zu halten. Langfristig kann manches wegbrechen.» Andererseits aber treibt gerade dieser Status quo den Bundestrainer um.