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Die deutschen Radprofis Jan Ullrich (rechts) und Erik Zabel bei der Tour de France 2000. Foto: Gero Breloer
24.07.2013 14:32
EPO-Doping bei der Tour '98 - Scharping: «Beleg für ,verseuchtes' Jahrzehnt»

Paris (dpa) - 15 Jahre nach der Skandaltour 1998 sind Jan Ullrich und Erik Zabel als Dopingsünder entlarvt worden: Wie der inzwischen verstorbene Gesamtsieger Marco Pantani (Italien) haben auch die deutschen Rad-Helden bei der Frankreich-Rundfahrt 1998 mit EPO gedopt.

Das geht nach übereinstimmenden Medienberichten aus dem 238-seitigen Untersuchungsbericht der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats hervor. Außerdem flogen die Ex-Weltmeister Mario Cipollini (Italien), Laurent Jalabert (Frankreich) und Abraham Olano (Spanien) sowie die französischen Ex-Stars Jacky Durand und Laurent Desbiens auf.

In dem Bericht wurden die Identifikationsnummern der Proben aufgelistet, die durch ein modernes Testverfahren 2004 neu überprüft und von französischen Medien den Fahrern zugeordnet werden konnten. Ähnlich waren bereits die sechs positiven Proben von Lance Armstrong bei der Tour de France 1999 entschlüsselt worden.

«Die jüngsten Meldungen aus Paris sind ein weiterer Beleg für das ,verseuchte' Jahrzehnt und sind nach heutigem Wissensstand nicht sonderlich überraschend. Für die Gegenwart und die Zukunft des Radsports hat dies keine Bedeutung wie zuletzt das Abschneiden und das Verhalten der deutschen Radsportler während der Tour de France gezeigt haben», kommentierte BDR-Präsident Rudolf Scharping den Bericht.

Ullrich-Berater Falk Nier wollte die Nachricht auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zunächst nicht kommentieren. «Ich muss den Bericht erst einmal lesen», sagte Nier. Es sei unklar, ob sich Ullrich zu den neuen Enthüllungen äußern werde. Ullrich hatte bislang nur Eigenblut-Doping beim spanischen Arzt Eufemiano Fuentes gestanden. Dabei ging es in erster Linie um die Schlussphase seiner Karriere. Über die Zeit seiner großen Erfolge, speziell bei seinem Toursieg 1997, hatte er stets geschwiegen. 1998 war er Zweiter.

Für Zabel ist die Enthüllung nur drei Tage nach dem Ende der Jubiläumstour besonders bitter. Bei seinem Geständnis im Mai 2007 hatte der Ex-Sprinter aus Unna ausgesagt, dass er lediglich bei der Tour de France 1996 das Blutdopingmittel EPO für einen Zeitraum von einer Woche genommen, aber nicht vertragen habe. Der sechsmalige Gewinner des Grünen Trikots und heutige Sportdirektor des russischen Teams Katusha war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Gleiches galt für Heppner, heute Sportdirektor bei NetApp. Der langjährige Telekom-Profi hatte in der Vergangenheit Doping stets bestritten. Aus dem Untersuchungsbericht geht aber eindeutig hervor, dass Heppners Probe vom 14. Juli 1998 eindeutig einem positiven Wert bei den Nachanalysen aus dem Jahr 2004 zugeordnet werden kann. Bei Jens Voigt konnte unterdessen keine Nachanalyse vorgenommen worden, weil nicht mehr genügend Urin vorlag. Ähnlich verhielt es sich bei den Proben von Jörg Jaksche und Udo Bölts, die aber bereits ein Doping-Geständnis abgelegt hatten.

Schon lange vor der überfälligen Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit war die Tour de France 1998 als Farce in die Geschichte eingegangen. Nachdem beim Festina-Team mehrere Hundert Ampullen EPO gefunden wurden, hatte die Tour-Leitung die französische Mannschaft um Kapitän Richard Virenque im Laufe der Rundfahrt ausgeschlossen. Es folgten Vernehmungen bei anderen Fahrern und Razzien in Hotels. Viele Teams traten die Flucht an. Nur 14 von 21 Mannschaften erreichten damals noch Paris.

Kommissionspräsident Jean-François Humbert betonte mehrmals, dass es in dem Bericht nicht nur um den Radsport gehe. Der Ausschuss präsentierte 60 Vorschläge zur Verbesserung des Kampfes gegen Doping in Frankreich, die «realistisch und finanzierbar seien». Ziel des Untersuchungsberichts sei es, den Kampf gegen Doping in Frankreich zu verbessern. Seit dem 27. Februar hatte das Gremium die Doping-Vergangenheit aufgearbeitet und dabei 86 Personen unter Eid vernommen.

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