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Julian Schmidt, Nadja Pries, Luis Brethauer und BMX-Bundestrainer Florian Ludewig (v.li.) sind in Rio angekommen. Foto: privat
15.08.2016 19:48
Deutsche BMXer in Rio angekommen - Finale ist das Ziel

Rio de Janeiro (rad-net) - Alle vier Jahre rückt eine Sportart in den Blickpunkt des Interesses, der in Deutschland in der übrigen Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: BMX, seit 2008 Olympische Disziplin. In Rio geht neben Luis Brethauer, der bereits 2012 in London sein Olympiadebut feierte, erstmals mit Nadja Pries auch eine Deutsche in der Frauenkonkurrenz an den Start.

Brethauer ist international der erfolgreichste deutsche BMX-Sportler. 2013, bei der Weltmeisterschaft in Neuseeland, gewann er die Bronzemedaille. Danach lief es aber alles andere als rund bei den Aschaffenburger, der wegen der besseren Trainingsbedingungen nach Berlin gezogen ist und im nahen Cottbus trainiert. Viele Stürze und Verletzungspech verhinderten gute Resultate. Doch rechtzeitig vor den Olympischen Spielen kam er wieder in Form. «Ich konnte 2016 wieder den Anschluss finden, habe gezeigt, dass ich international mithalten kann», sagt der 24-Jährige. «Der Knoten ist geplatzt», freute er sich nach seinem guten Auftritt beim Weltcup in Papendal in den Niederlanden.

Das bedeutet aber nicht automatisch, dass er in Rio auf Medaillenjagd gehen wird, denn das tückische an dieser Sportart ist, dass sie nicht den kleinsten Fehler verzeiht. Ein einziger Steuerfehler kann den Einzug ins Finale kosten. Eine zweite Chance gibt es nicht. Beim BMX heißt es alles oder nichts. Man muss etwas riskieren, um eine Runde weiterzukommen, aber wer zu viel riskiert, der fliegt raus. Hoffnungsläufe wie beispielsweise im Bahnradsport gibt es beim BMX im Finale nicht.

Die internationale Spitze ist breiter geworden. Kamen vor zwei, drei Jahren noch zehn Fahrer für das Finale in Frage, sind es heute 30. «Wer 2012 bei den Spielen um Gold fuhr und sich nicht steigern konnte, der wird in Rio nicht ins Finale kommen», glaubt Bundestrainer Florian Ludewig.

Im Oktober war die deutsche Mannschaft zu einem Textevent in Rio. Doch nach der Besichtigung der Strecke weigerten sich die aus allen Ländern angereisten Fahrer zu starten. Die Strecke war zu gefährlich. «Die Streckenbauer hatten die Aufgabe eine Bahn zu bauen, die keine Fehler verzeiht, aber das Ergebnis war nicht tragbar, viel zu gefährlich», urteilte auch Bundestrainer Ludewig. Also wurde die Bahn korrigiert, gleicht jetzt der Piste von Peking. Stürze gehören beim BMX zum Alltag, immer wieder kommt es zu Brüchen. Die Schutzkleidung hilft nur bedingt. «Aber man muss sie nicht zwangsweise einplanen. Und das wäre bei der alten Bahn von Rio der Fall gewesen.»

Eines der wichtigsten Kriterien ist der Start, denn wer am schnellsten auf die erste Kurve zusteuert, der liegt vorn. «Wobei das in Rio nicht ganz so entscheidend sein wird wie sonst, weil die erste Gerade sehr lang ist und man dort noch ein paar Meter gut machen kann», weiß Ludewig.

Die meisten Fahrer haben eine Lieblingsstartposition. Vergeben werden die Startplätze aber nach der gefahrenen Qualifikationszeit. Der Schnellste darf seine drei Positionen für die drei anstehenden Läufe wählen. Nadja Pries mag am liebsten die Position 8. «Da werde ich am wenigsten eingeklemmt», sagt sie.

Das Training eines BMX-Sportlers ist ähnlich dem eines Bahnfahrers. Es wird viel im Kraftraum gearbeitet, Grundlagentraining auf dem Straßenrad absolviert und die Technik auf der Bahn verbessert. Im Winter geht es vermehrt in die Halle, weil es an Indoorhallen in Deutschland fehlt. Die Bahnsituation hierzulande ist schlechter, als beispielsweise bei der Konkurrenz in den Niederlanden oder Großbritannien. Um optimal trainieren zu können, reisen Deutschlands BMXer deshalb oft ins Ausland. «Wenn wir immer nur bei uns fahren würden, das wäre so, als würden wir Minigolf trainieren, aber bei großen Wettkämpfen beim Golf antreten», vergleicht Ludewig die Situation.

Um für Rio gerüstet zu sein, flogen Deutschlands BMXer deshalb bereits Ende Juli nach Florida, wo sie im Trainingscamp auch auf die Konkurrenten aus Kolumbien, den Niederlanden und Lettland trafen.

Der Lette Maris Strombergs ist zweimaliger Olympiasieger, gewann in Peking und London. Danach trat er nicht oft in Erscheinung, aber rechtzeitig vor Rio ist er wieder da und gilt erneut als einer der Favoriten, neben dem Schweizer David Graf oder der Kolumbianer Carlos Alberto Ramirez.

Mit ihnen mitzuhalten und sturzfrei durch die Vorrunden kommen, das ist das erklärte Ziel von Luis Brethauer, der inzwischen mit der deutschen Starterin im Frauenrennen, Nadja Pries, in Rio angekommen ist. Bundestrainer Florian Ludewig schickt sie heute erstmals auf die olympische BMX-Bahn.

Die Halbfinals und Viertelfinals bei den Männern bestehen aus jeweils drei Läufen. Das Finale nur aus einem einzigen. Das will Luis Brethauer erreichen, und Nadja Pries ebenso. Sie hat es ein wenig leichter, weil insgesamt nur 16 Fahrerinnen für das Olympische BMX-Turnier qualifiziert sind. «Das Finale ist mein großes Ziel. Und dann schauen wir mal», gibt sie sich angriffslustig. Und auch Luis Brethauer ist voller Zuversicht: «Ich bin jetzt in einer viel besseren Verfassung als noch 2013 bei meinem Bronzerang bei der Weltmeisterschaft. Damals hatte ich den perfekten Wettkampftag. Das wünsche ich mir auch für Rio.»

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