Aigle (rad-net) - Die Mountainbike-Kommission des Weltradsportverbandes UCI hat am Montag über eine bedeutsame Neuerung für den Cross-Country-Weltcup debattiert. Das Short Track Race könnte fester Bestandteil der Serie werden, vielleicht schon 2018. Einen Fehler, wie man ihn bei der Einführung des Eliminator-Wettbewerbs gemacht hat, will man diesmal vermeiden. Verabschiedet ist das Konzept aber noch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Short Track Teil des Weltcup-Programms wird, ist nicht gering. Doch es gibt zwei Hürden, die Simon Burney, MTB-Koordinator der UCI, und seine Mitstreiter noch nehmen müssen. Einerseits müssen die sieben Veranstalter zustimmen. «Die Verträge für 2018 sind bereits gemacht und zwar ohne ein Short Track Rennen. Deshalb benötigen wir das Entgegenkommen der Event-Organisatoren», erklärt Simon Burney. Das ist nachvollziehbar. Immerhin gibt es im Sommer 2017 noch Möglichkeiten diesen extra Wettbewerb zu finanzieren, beziehungsweise zu vermarkten. Doch wenn nicht alle mitziehen, würde man die Einführung lieber auf 2019 verschieben, so Burney.
Der andere Knackpunkt sind die Gespräche mit dem Red Bull Media House. Um irgendeine Art von TV-Produktion zu generieren, müssten die zusätzlichen Kosten gestemmt werden. Der Vertrag mit RBMH läuft 2018 aus und bei der UCI hat man Interesse die Zusammenarbeit fortzusetzen. Nicht zuletzt deshalb geht es nur mit RBMH und man wird seitens des Weltradsportverbandes nichts unternehmen, was die Verbindung stört. Denkbar ist eine Zusammenfassung, die vor den XCO-Rennen am Sonntag in der «Pre-Show» gesendet wird, aber auch ein Live-Stream (der teurer ist).
Die MTB-Kommission der UCI unterstützt das Konzept von Simon Burney, auch die Elite-Teams tun das. Es scheint also eher eine Frage der Zeit. Bis Mitte August müssten die notwendigen Regeln vorliegen, damit das Management-Komitee der UCI im Herbst den Vorschlag der MTB-Kommission absegnen kann.
Kommt das, dann wäre es vermutlich die bedeutendste Veränderung im Cross-Country-Weltcup seit seiner Einführung im Jahr 1991. In Nove Mesto na Morave wurde das Short Track Race (XCC) probehalber schon mal ausgetragen und nicht zuletzt von dort kamen auch wichtige Impulse zur Weiterentwicklung des Weltcups.
Wie sieht das Konzept konkret aus?
Nach dem Konzept, das rad-net vorliegt, soll das Short Track Race (XCC) bei allen Weltcup-Events der olympischen Disziplin (XCO) ausgetragen und Teil der Weltcup-Gesamtwertung werden. Das heißt: sieben XCC und sieben XCO-Wettbewerbe küren die Gesamtsiegerin, beziehungsweise den Gesamtsieger.
Die Short Track-Rennen sollen zwar nur mit der halben Punktzahl (125 für den Sieger, 3 für Rang 40) dotiert werden, doch es ist klar, dass sie auch damit Einfluss nehmen werden auf den Kampf um die Gesamt-Trophäe. Damit liegt erstens nahe, dass es sich nicht um einen Show-Wettkampf handelt und es ist davon auszugehen, dass die Top-Cracks an den Start gehen werden. Anders als in Nove Mesto, als keiner der Stars seine Vorbereitung auf das Cross-Country-Rennen riskieren wollte.
Was ist ein Short Track Race?
Ein Massenstart-Rennen, das 25 Minuten dauert. Die Anzahl der Runden wird vorher festgelegt, die Strecken sollen laut bereits bestehendem Reglement nicht länger als zwei Kilometer sein.
Wie wird es ins Programm integriert?
Das Konzept sieht vor das XCC jeweils am Freitag um 17 Uhr auszutragen. Sowohl bei den drei so genannten Single-Events ohne Downhill als auch bei den vier mit der Gravity-Disziplin.
Wer darf mitmachen?
Dass es bei einem Short Track Race eine Teilnehmer-Beschränkung geben muss, ist klar. 100 Fahrer auf einer kurzen Runde und so kurzer Renndauer, das macht wenig Sinn. Das ist der Nachteil gegenüber einem Eliminator. So würde das XCC beim Auftakt-Event in Stellenbosch den besten 40 Damen und den besten 40 Herren der Weltrangliste vorbehalten sein. Danach sind die besten 16 der Gesamtwertung gesetzt und die folgenden 24 werden via Weltrangliste ergänzt. (Die Startaufstellung folgt dem gleichen Prinzip).
Gleichzeitig werden die Top 40 so was wie ein elitärer Kreis, die Weltrangliste wird damit auch ein wenig aufgewertet.
Wer wird mitmachen?
Der Fehler, den die UCI mit dem Eliminator gemacht hat, keine Punkte, die in die Gesamtwertung eingehen, wird nicht wiederholt. Es gibt aber noch zwei weitere Gründe für die Top 40 an den Start zu gehen:
1. Der XCC zählt auch in die Team-Wertung
2. Die ersten zwei Reihen (Top 16) der Startaufstellung des Cross-Country-Rennens werden durch das Ergebnis des jeweiligen Short Track-Rennens bestimmt.
Also ist davon auszugehen, dass erst mal alle an den Start gehen. Noch dazu stehen die Top-Teams hinter dem Konzept.
Sonstige Besonderheiten und Regeln
Für die Short Track-Weltcuprennen werden keine Weltranglistenpunkte vergeben. Das ist aus zwei Gründen nachvollziehbar.
«Das könnte einen zu großen Einfluss auf die Nationenweltrangliste haben, die für die Olympia-Startplätze herangezogen wird», erklärt Simon Burney von der UCI. Das erlaubt das Internationale Olympische Komitee nicht, weil sich dann unter Umständen ein Verband einen Startplatz im Cross-Country mit Hilfe von Punkten aus dem Short Track sichern könnte. Also aus einer nicht-olympischen Disziplin.
Außerdem wäre es auch nicht korrekt, wenn die Möglichkeit Punkte zu sammeln nur auf 40 Sportler beschränkt wäre und dieser Pool dann seinen Vorteil gegenüber der Nummer 41 und Folgende automatisch verbessern würde.
Die 80-Prozent-Regel, nach der die von der Überrundung bedrohten Fahrer rausgenommen und entsprechend ihrer Position klassiert werden, wird angewandt.
Für XCC und XCO müssen die gleichen Bikes benutzt werden (sie werden markiert).
Die minimale Reifenbreite beträgt 45 Millimeter, so dass keine Cross- oder Straßenbereifung genutzt werden darf.
Eine Tech-Zone soll es auch geben, obschon ein Stopp wohl zur Chancenlosigkeit führen würde.
Die Siegerehrung ist auf die Top Drei und eine Flower-Zeremonie beschränkt.
Was soll's bringen?
Alles in allem klingt das Konzept durchdacht und wird sehr wahrscheinlich etwas Bewegung in die Szene bringen. Vermutlich werden ein paar andere Gesichter in den vorderen Reihen auftauchen. Und es ist bei dem großen Gesamtaufwand eine zusätzliche Möglichkeit der Präsenz und der Vermarktung für die Teams gegeben. Das wird schon seit vielen Jahren gefordert.
Auch den Veranstaltern könnte es was bringen. Es war ja auch Nove Mesto, das sich dafür eingesetzt hat und in Albstadt war man auch immer an einem zusätzlichen Wettbewerb interessiert.
Dritter Versuch
Nach einem Zeitfahren über eine Runde im Jahr 2001 und dem Eliminator 2012 bis 2014 wäre es der dritte Versuch der UCI dem Olympischen Cross Country eine zweite Disziplin hinzuzufügen.
Das Zeitfahren erwies sich als für Zuschauer zu unattraktiv und beim Eliminator wurde der Fehler gemacht keine Punkte für das Gesamtklassement zu vergeben. Zudem hätte man das Format etwas mehr von den Spezialisten entfernen müssen, die Läufe vor allem länger machen müssen, um den etatmäßigen Cross-Country-Fahrern eine reelle Chance auf vordere Plätze zu geben.
Beim dritten Versuch scheinen diese Erkenntnisse zumindest eingeflossen zu sein.