Streufdorf (rad-net/dpa) - Tony Martin ist zum fünften Mal in Folge Deutscher Meister im Einzelzeitfahren geworden. Auf dem sehr schweren Kurs war der Profi vom Team Etixx-Quick Step mit einer Zeit von 49:14 nicht zu schlagen - um 1:39 Minuten ließ er den nächsten Konkurrenten hinter sich. Dies war Jasha Sütterlin (Movistar). Auf Rang drei fuhr Nils Politt (Katusha) mit einem Rückstand von 2:23 Minuten zu Martin.
Seine Siegerzeit entsprach auf einem anspruchsvollen Parcours bei Temperaturen um 35 Grad einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 49,97 km/h. Acht Tage vor dem Start der 103. Tour de France präsentierte sich Martin in Topform und verwies den Freiburger Jasha Sütterlin (+ 1:39 Minuten) und dem Kölner Nils Politt (2:23) auf die Plätze. Der eigentlich gegenüber Politt sieben Sekunden schnellere Altmeister Stefan Schumacher erhielt eine Zeitstrafe. «Am Schluss ist es ganz schön schwer geworden», lautete Martins erste Reaktion.
Das Warmfahren vor dem Rennen auf der Rolle stand bei Temperaturen um die 35 Grad unter besonderen Voraussetzungen. Tony Martin war im Schatten eines Hotelgartens von Ventilatoren umringt. In den Nacken hatte er eine mit Eiswürfeln gefüllte Socke gelegt, am Oberkörper und trug er eine Eisweste. «Bei solchen Temperaturen ist es wichtig, nicht schon überhitzt an den Start zu gehen», sagte sein Etixx-Quickstep-Sportchef Jan Schaffrath.
Den sehr anspruchsvollen Kurs hatte Martins Manager Jörg Werner vom lokalen Ausrichter Team Spirit ausgewählt und sich etwas von Ansprüchen leiten lassen, die in Rio auf seinen Schützling warten. «Der Olympia-Kurs ist aber noch viel schwieriger», meinte Schaffrath, der die Strecke oberhalb der Copacabana im Vorjahr mit Martin inspiziert hatte. Doch zuvor geht es erst einmal zur Tour de France. Da hat Martin das erste Zeitfahren auf der 13. Etappe im Visier.
Den U23-Titel hatte sich über die identische Strecke der 22 Jahre alte Berliner Maximilian Schachmann in 51:37 Minuten gesichert. Er trat die Nachfolge von Lennard Kämna an, der auf Rang neun im Elite-Bereich keine Rolle spielte. Mit der Zeit hätte Schachmann sogar in der Eliteklasse das Podium als Dritter hauchdünn vor Politt erreicht. 37 Sekunden zurück wurde Jan Tschernoster Zweiter, mit 56 Sekunden Rückstand belegte Marco Mathis (beide rad-net ROSE Team) den dritten Platz.
«Das war ein perfektes Rennen für mich», freute sich Schachmann über seinen DM-Titel. Mit seiner gefahrenen Zeit von 51:37,31 Minuten war er vier Zehntel schneller als Nils Politt, was also zu Platz drei im Eliterennen gereicht hätte. «Der Kurs hat mir gelegen, er war topographisch nicht so flach, aber auch nicht zu bergig oder technisch. Und das Wetter war perfekt» ,zeigte sich Schachmann von den tropischen Temperaturen in Streufdorf unbeeindruckt. «Unangenehm wird's doch erst, wenn das Thermometer über Körpertemperatur klettert.» Und das war morgens um 11 Uhr noch nicht der Fall. Seinen DM-Titel will Schachmann nun als Visitenkarte für einen Profivertrag nutzen. «Ich bin zuversichtlich, dass es klappt.»
Auch Jan Tschernoster kam gut über die 41 km lange Stecke. «Ein schöner Kurs, das Profil kam mir entgegen und ich freue mich sehr über den Silberrang», sagte der 19-Jährige, der zusammen mit Teamkollege Marco Mathis den neuen Deutschen Meister auf dem Podium flankierte. Auch ihm schien die Hitze nichts auszumachen. «Ich habe unterwegs nicht mal was getrunken», sagte Mathis, dem unterwegs sogar die Kette runterfiel, was aber seine Bronzefahrt nicht stoppen konnte.
«Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga»: Tschernoster holt auf
Das Einzelzeitfahren war auch gleichzeitig Wertungsrennen der «Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga» der Männer. Die Tageswertung in der Rad-Bundesliga entschied Jan Tschernoster vor Marco Mathis und Daniel Westmattelmann (Kuota-Lotto) für sich, so dass das rad-net ROSE Team mit zwei Fahrern auf den Plätzen eins und zwei auch die Teamwertung gewann.
Damit pirschte sich Tschernoster, im vergangenen Jahr Gesamtdritter der Bundesliga, etwas an den Führenden, Marcel Fischer (Racing Students) heran. Fischer, bekanntermaßen kein so guter Zeitfahrer, war in Streufdorf nicht über Platz 29 hinausgekommen und büßte etwas an Vorsprung ein und liegt nun bei 421 Punkten nur noch 25 Zähler vor Tschernoster (396). Dritter ist Joshua Huppertz (359/Kuota-Lotto).