New York (dpa) - Lance Armstrong und sein damaliger Teamchef Johan Bruyneel sollen vom Chef des Schweizer Anti-Doping-Labors in Lausanne Informationen zum Ablauf von EPO-Tests erhalten haben.
Martial Saugy soll dem inzwischen wegen Dopings lebenslang gesperrten Armstrong «den Schlüssel» zu den Tests verschafft haben, behauptete USADA-Chef Travis Tygart in der TV-Sendung «60 Minutes Sports». Der US-Jurist führte das Ermittlungsverfahren der US-Anti-Doping-Agentur USADA gegen den einstigen Seriensieger, das zum lebenslangen Fahrverbot und der Aberkennung aller Tour-de-France-Siege Armstrongs geführt hatte.
Saugy soll 2002 im Anschluss an einen auffälligen Befund Armstrongs von der Tour de Suisse 2001 den Amerikaner mit unzulässigen Informationen versorgt haben. Es hätte laut Tygart ein Treffen Saugys mit dem Ex-Profi und Bruyneel gegeben, das auf Initiative des Weltverbandes UCI zurückgegangen sei.
«Saugy erzählte mir, dass er von der UCI beauftragt wurde, sich mit Armstrong und Bruyneel zu treffen, um ihnen die Abläufe der UCI-Testverfahren zu erläutern», sagte Tygart. Daraufhin habe er, so der USADA-Chef, Saugy gefragt habe, ob er den beiden verraten habe, wie sie die UCI-Tests unterlaufen könnten? Saugy habe dies mit einem Kopfnicken bejaht. Richard Chassot, der Präsident des Schweizer Radsport-Verbandes, verteidigte Saugy: «Er ist seriös und positioniert sich klar gegen Doping.»
Armstrongs langjähriger Teamkollege Tyler Hamilton und spätere USADA-Kronzeuge hatte in der Vergangenheit bereits vor einer Grand Jury ausgesagt, dass Armstrong ihm gegenüber «mit einem nervösen Lächeln» zugegeben hatte, 2001 bei der Schweiz-Rundfahrt positiv getestet worden zu sein. «Aber er meinte umgehend, dass er sich keine Sorgen mache, sondern sich darum gekümmert werde», so Hamilton.
Außerdem bestätigte der USADA-Chef im Fernsehsender Showtime, dass ihm 2004 eine «Spende» von 150 000 Dollar angeboten worden sei, offensichtlich um Ermittlungen gegen Armstrong einzustellen.