Palma de Mallorca (dpa) - Katusha wird von Hans-Michael Holczer geleitet, das neue RusVelo-Team vom ehemaligen DDR-Erfolgstrainer Heiko Salzwedel: Im russischen Radsport, in dem die finanziellen Mittel unerschöpflich scheinen, wird auf deutsche Regisseure gesetzt.
«Bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wollen wir die führende Radsport-Nation in der Welt sein», sagte Salzwedel, seit 2010 Russlands Bahn-Nationaltrainer, bei der Vorstellung der neuen Formation in dieser Woche in Palma de Mallorca.
Das Aushängeschild seiner Frauen-Abteilung ist die mehrfache Weltmeisterin Hanka Kupfernagel, die bei Olympia in London noch einmal auftrumpfen will. 13 Frauen und 22 Männer schickt Salzwedel als General-Manager, unterstützt vom ehemaligen Frauen-Bundestrainer Jochen Dornbusch und Wiesenhof-Teamchef Raphael Schweda, ins Rennen.
Salzwedel, der mit WM-Gold des DDR-Bahn-Vierers 1989 seinen ersten großen Erfolg als Trainer feierte, soll nach erfolgreichen Stationen in Australien, Großbritannien und Dänemark dem Riesenreich ruhmreiche Zeiten zurückbringen. Dafür gründete der Verband das «Russia Global Cycling Project» mit dem Prestige-Objekt RusVelo. Sportdirektor ist Ex-Profi und Lance-Armstrong-Freund Wjatscheslaw Jekimow.
Im Gegensatz zu Katusha, dem der ehemalige Gerolsteiner-Teamchef Holczer vorsteht, setzt Salzwedel bei den Männern nur auf russische Athleten. «Neben Olympia-Gold im Bahn-Vierer ist unser Ziel, einen von drei Startplätzen beim Straßenrennen in London zu bekommen», sagte Salzwedel und schielt auf die Konkurrenz von Katusha.
Bei den Frauen mischen unter Dornbuschs Regie neben Kupfernagel auch Romy Kasper und Laura Fouquet mit. Aber besonders die Verpflichtung von Kupfernagel überraschte. «Nachdem mir von Bundestrainer Liese gesagt wurde, dass ich ohne Chance auf eine Qualifikation für die Bahn-Wettkämpfe bin, will ich nun auf der Straße nach London. Mit einem Team habe ich größere Chancen, in große Rundfahrten zu kommen, da kam das Angebot genau richtig», sagte die 37 Jahre alte Kupfernagel. Die Weltmeisterin im Zeitfahren von 2007 visiert Olympia-Edelmetall im Kampf gegen die Uhr an.
Zu Etatzahlen des von der Zeitung «ProVelo» unterstützten Zweitliga-Teams schweigen alle Beteiligten. Ex-Profi Schweda regelt die Finanzen. «Auch wenn Katusha Topfahrer wie Oscar Freire unter Vertrag hat und wir keinen einzigen Ausländer, sehe ich uns als Konkurrenz», sagte Salzwedel. Aber Konkurrenz ohne Berührungsängste: Ex-Sprinter Erik Zabel, einer der Sportlichen Leiter bei Katusha, saß bei der Präsentation in Palma in der ersten Reihe.