Berlin (dpa) - Ex-Radprofi Jörg Jaksche hat Mitleid mit dem in der Vorwoche wegen Dopings verurteilten Jan Ullrich.
Seiner Ansicht nach hatte der frühere Telekom-Star keine Möglichkeit, sich in seiner kurz nach dem Urteil verbreiteten Stellungnahme detailliert zu den Doping-Vorwürfen zu äußern oder gar ein umfangreiches Geständnis abzulegen.
«Vermutlich konnte 'Ulle' allein schon aus juristischen Gründen gar nicht mehr sagen, als er es in seiner Erklärung getan hat», meinte der 35-jährige Jaksche im Interview mit der Tageszeitung «Die Welt». Aufgrund von Ullrichs früheren Eidesstattlichen Versicherungen, nicht gedopt zu haben, seien ihm womöglich die Hände gebunden gewesen, vermutete Jaksche.
Ullrich hatte nach seiner Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Blutdopings eine mit Spannung erwartete Erklärung abgegeben, war dabei aber sehr vage geblieben. Wegen der ausgebliebenen Beichte wurde der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger heftig kritisiert.
«Ich verstehe seine Situation, und er tut mir auch leid», sagte Jaksche. Er glaubt, Ullrich habe die Radsport-Familie nicht verraten wollen. «An ihr hält er, denke ich, immer noch fest - obwohl sie ihm quasi das Messer in den Rücken gerammt hat», sagte der frühere Telekom-Fahrer. Jaksche war wie Ullrich in die Doping-Affäre um den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes verwickelt. 2007 gestand er jahrelanges Doping ein und galt als Kronzeuge. Ein Comeback im Radsport gelang ihm nicht mehr.