Bogotá (rad-net) - Die kolumbianischen Fahrer um Egan Bernal (Ineos) und Nairo Quintana (Arkéa Samsic) müssen um ihre Teilnahme an der Tour de France bangen, nachdem die kolumbianische Regierung alle internationalen Passagierflüge bis 31. August verboten hat, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Die Frankreich-Rundfahrt startet am 29. August.
Der kolumbianische Präsident, Iván Duque hatte am Mittwoch verkündet, den nationalen Notstand bis zum 31. August auszuweiten, nachdem das Land 17.000 Infizierte und 630 Todesfälle aufgrund von Covid-19 erlitten hat. Im Zuge dessen hat die Transportministerin Angela Maria Orozo alle nationalen und internationalen Passagierflüge bis Ende August untersagt. Die Landesgrenzen sollen ebenfalls geschlossen bleiben, obwohl Kolumbien gerade damit begonnen hat, den strikten Lockdown durch Lockerungen zu entschärfen. «Bis zum 31. August werden wir wahrscheinlich keinen internationalen Flugverkehr zulassen oder unsere Grenzen öffnen», verkündete Orozoco im Interview mit «Blu Radio» ebenfalls am Mittwoch.
Das könnte die kolumbianischen Radprofis treffen, denn sie sollten ursprünglich Ende Juli nach Europa reisen, um an den neu angesetzten WorldTour-Rennen teilnehmen zu können. Mit Strade Bianche am 1. August beginnt voraussichtlich für die Profis der neue Rennkalender 2020, bevor am 29. August mit der Tour de France die erste Grand Tour des Jahres in Nizza anrollen soll. Nun müssen die Kolumbianer rund um Tour-de-France-Sieger Bernal, eine Möglichkeit finden, vor dem 31. August aus ihrer Heimat ausreisen zu dürfen.
«Lasst uns hoffen, dass sie eine Sondergenehmigung zum Reisen erhalten. Ich denke, dass sie die bekommen», sagte Giuseppe Acquadro im Interview mit «Cyclingnews». Der Agent vieler südamerikanischer Fahrer lotet bereits Möglichkeiten für die Kolumbianer aus und hat vorgeschlagen, dass sie gemeinsam in einem Privatjet nach Europa reisen könnten. «Das sind Athleten und die Wettbewerbe in Europa sind ihre Arbeit, deshalb ist das wichtig für sie.»
Team Ineos hat bereits verlauten lassen, ebenfalls nach Lösungen zu suchen, die seinen südamerikanischen Fahrern, vor allem Bernal, die Teilnahme an den WorldTour-Rennen sichern. Der 23-Jährige hat im vergangenen Jahr als erster Kolumbianer die französische Rundfahrt gewonnen, war zum nationalen Helden ernannt worden und hatte in den vergangenen Wochen des Öfteren betont in diesem Jahr seinen Titel verteidigen zu wollen.
«Die kolumbianische Regierung weiß, dass Egan, Nairo, Rigoberto Uran (EF Pro Cycling) und alle anderen, an der Tour teilnehmenden Fahrer für die Moral des Landes in der Coronakrise gut sind. Deshalb denke ich, dass sie eine Sondergenehmigung erhalten werden», erklärte Acquadro weiter. Zudem habe Uran einen guten Draht zur Regierung und könne dort sicherlich zugunsten der Athleten verhandeln.
Insgesamt 22 kolumbianische Fahrer sind derzeitig in Teams der WorldTour und insgesamt 111 bei der UCI-Teams gemeldet. Neben Egan Bernal, Nairo Quintana und Rigoberto Uran, wollen auch Fernando Gaviria (UAE-Team Emirates) und Miguel Ángel López (Astana) an der Tour de France 2020 teilnehmen.