Mailand (dpa/rad-net) - Am Ende ließ Egan Bernal (Ineos Grenadiers) nichts mehr anbrennen und durfte gleich nach der Zieldurchfahrt das Siegerküsschen seiner Freundin in Empfang nehmen. Mit einem 24. Platz im finalen Einzelzeitfahren machte der 24 Jahre alte Radprofi aus Kolumbien am Sonntag in Mailand seinen Gesamtsieg beim 104. Giro d'Italia perfekt und wurde seiner Favoritenrolle bei der ersten großen Landesrundfahrt des Jahres gerecht.
«Ich war heute immer auf meine Leistung fokussiert und wollte nicht am letzten Tag noch den Giro verlieren», sagte Bernal im Anschluss an seinen Triumph und ergänzte: «Es war sehr speziell für mich, den Giro-Sieg hier heute perfekt zu machen. Als ich hier reinfuhr, habe ich ganz viele kolumbianische Fahnen gesehen.»
Für den Kapitän der britischen Ineos-Mannschaft war es der zweite Gesamtsieg bei einer Grand Tour - 2019 gewann der Kletterspezialist aus Südamerika als erster Fahrer seines Landes die Tour de France. Im Gesamtklassement konnte sich Bernal letztlich mit 1:29 Minuten vor dem Italiener Damiano Caruso (Bahrain-Victorious) durchsetzen, der am Vortag bei seinem Etappensieg Bernal noch einmal ein paar Sekunden abnehmen konnte. Rang drei der Endabrechnung belegte der Brite Simon Yates (BikeExchange) mit 4:15 Minuten Rückstand auf Bernal. Zum zweiten Mal nach Nairo Quintana im Jahr 2014 stand damit ein Radprofi aus Kolumbien mit dem Rosa Trikot auf dem Abschlusspodium der Italien-Rundfahrt.
Den Tagessieg auf der 21. Etappe sicherte sich der Italiener Filippo Ganna. Der Zeitfahrweltmeister hatte bereits das Auftaktzeitfahren gewonnen und rundete so den finalen Triumph der Ineos-Equipe in Mailand ab - trotz Radwechsel nach einem Defekt. Mit einem Vorsprung von zwölf Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Rémi Cavagna konnte sich Ganna behaupten. Bester Deutscher im finalen Kampf gegen die Uhr wurde Max Walscheid mit 33 Sekunden Rückstand auf Ganna auf Rang sechs. Bernal fuhr als Letzter der 143 übrig gebliebenen Fahrer mit 1:53 Minuten Rückstand auf seinen Teamkollegen Ganna über den Zielstrich - jubeln durften dann beide Teamkollegen.
«Ich kann nicht glauben, was passiert, ich habe gerade den Giro d'Italia gewonnen, mir fehlen wirklich die Worte», freute sich Bernal nach der Schlussetappe. «Ich hatte zwei schwierige Jahre mit einigen Problemen, die ich mit diesem Erfolg hoffentlich hinter mich gebracht habe. Die Maglia Rosa ist etwas Besonderes und der Giro das schönste Rennen der Welt. Ich habe keine Worte, um alles zu beschreiben, was ich fühle. In diesem Rennen habe ich die Freiheit gefunden, so zu fahren, wie es mir gefällt, diese drei Wochen werde ich nie vergessen.»
Den Grundstein zu seinem Triumph in der italienischen Modemetropole in der Lombardei hatte Bernal mit zwei Etappensiegen bei den Bergankünften in Campo Felice auf der neunten Etappe und in Cortina d'Ampezzo auf der 16. Etappe gelegt. Bei seinem Triumph in Camp Felice übernahm Bernal das Rosa Trikot und gab es trotz einer kurzen Schwächephase auf der 17. Etappe bis Mailand nicht mehr ab.
Aus deutscher Sicht verlief der Giro 2021 anders als gedacht. So musste der vor drei Wochen in Turin als einer der Anwärter auf den Gesamtsieg gestartete Ravensburger Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) das Rennen während der 15. Etappe verletzt aufgeben. Auf flacher Strecke war der Tour-de-France-Vierte des Jahres 2019 in einen Massensturz verwickelt und zog sich dabei eine leichte Gehirnerschütterung sowie mehrere Prellungen im Gesicht und an der Hüfte zu.
Zwei dritte Ränge und ein vierter Platz von Nikias Arndt vom Team DSM standen letztlich als beste Platzierungen deutscher Radprofis am Ende zu Buche. Peter Sagan gewann zudem für das deutsche WorldTour-Team Bora-hansgrohe eine Etappe sowie als erster Slowake die Punktewertung.