Geelong (dpa) - Als Jeannie Longo zum ersten Mal an Olympischen Spielen teilnahm, war Emma Pooley noch nicht einmal zwei Jahre alt. Nun trennten beide knapp 44 Sekunden. Soviel war die 27-jährige Britin beim WM-Zeitfahren schneller als Longo auf Rang fünf - nicht schlecht für eine fast 52-Jährige.
Der Französin fehlte weniger als eine halbe Minute, um noch einmal auf dem Podium einer Weltmeisterschaft zu erscheinen, wo sie in ihrer langen Karriere Stammgast war - wie auf allen anderen Siegertreppchen der Radwelt. Jeannie Longo-Ciprelli, wie die nach Tagessiegen mit Abstand erfolgreichste Athletin mit vollem Namen heißt, denkt darüber nach, noch einmal bei Olympia anzutreten. Es wären ihre achten Spiele überhaupt.
Longo hat im Radsport alles gewonnen, stellt sogar «Radsport-Papst» Eddy Merckx in den Schatten. Am deprimierendsten für ihre französischen Konkurrentinnen sind wohl die 57 nationalen Titel, die sie sammelte - mehr als einen pro Lebensjahr. Dabei hatte sie einst eine Laufbahn als Skirennläuferin angepeilt, bevor sie sich fürs Zweirad entschied. Beide Eltern waren sportlich bis ins hohe Alter: Die Mutter lief mit 81 Jahren noch und auch ihr Vater kletterte mit 91 Jahren auf sein Querfeldeinfahrrad. Mit diesen Genen bleibt Jeannie Longo-Ciprelli der Sportwelt womöglich noch länger erhalten.