Wiesbaden (rad-net) - Anfang des Jahres gelang Jonas Rutsch der Sprung in die WorldTour, als er beim amerikanischen Rennstall EF Pro Cycling einen Vertrag unterzeichnete. Nach einem erfolgreichen Saisonstart des Deutschen in Australien, soll er nun bereits am 25. Oktober Paris-Roubaix an den Start gehen.
Als die Saison 2020 Ende Januar in Australien begann, konnte der 22-Jährige bereits in den ersten Rennen beeindrucken - sowohl als Tempomacher als auch als Anfahrer für die Sprinter seiner Mannschaft diente sowie in Ausreißergruppen. Die weltweite Coronkrise und die daraus resultierende Rennpause haben dann ab Anfang März auch die erste Saison des Jungprofis unterbrochen.
«In der ersten Zeit, habe ich es eher übertrieben im Training», berichtete der Fahrer im Interview mit der FAZ. Er habe teilweise von morgens bis zum frühen Abend im Sattel gesessen und dabei versucht, vor den Nachrichten davonzufahren. «Ich habe den Kopf ausgeknipst und bin den ganzen Tag Fahrrad gefahren.» Jetzt halte er sich aber an den Aufbautrainingsplan seines Teams, um sich sinnvoll auf die nächsten Rennen und den Neustart der Saison vorzubereiten.
Neben der Polen-Rundfahrt (5. bis 9. August), soll sich Rutsch besonders auf die großen Eintagesrennen konzentrieren. Als besonderes Highlight stünde am Ende der Saison sogar die «Königin der Klassiker», Paris-Roubaix für den Hessen zur Debatte. «Auf mittlere Sicht sehe ich mich schon als Klassikerfahrer», freute sich Rutsch über diese Aussicht und die Gewissheit, dass die virtuellen Rennen damit zunächst beendet sind.
In seiner ersten Saison hat der Fahrer nicht viel vom Alltag eines Profis, der besonders durch Reisen, Wettbewerbe und Trainingslager geprägt ist, mitbekommen. Seine Online-Rennen habe er zwar ernsthaft und motiviert bestritten, allerdings seien das Wohnzimmer seines Elternhauses als Rennschauplatz und die bekannten Straßen im Odenwald und um Wiesbaden als Trainingsstrecken nicht sehr abwechslungsreich gewesen.
Trotz der langen Pause des Rennbetriebs kann Rutsch aber auch Positives in der Coronakrise finden. Als Anwärter bei der hessischen Polizei, habe ihm die unverhoffte Pause auch die Möglichkeit geboten, seine Ausbildung weiter voranzutreiben. Statt der Pedale habe er seine Füße unter den Schreibtisch gelegt, gelernt und einige Klausuren früher als angedacht absolviert. So habe die Pandemie ihn auch ein Stück vorangebracht, weshalb er nun erleichtert in die nächsten Rennen gehen könne.