Siena (rad-net) - Nach dem Neustart der WorldTour der Damen und Herren am Samstag bei Strade Bianche hat sich UCI-Präsident David Lappartiert positiv über den Rennverlauf und die weiteren Pläne für die ungewöhnliche Saison 2020 geäußert. Der 47-Jährige ist sich sicher, dass der geplanten Fortführung der Wettbewerbe solange nichts im Wege stünde, wie sich alle Beteiligten an die Protokolle hielten. Dann könne auch die Tour de France sicher anrollen.
«Ich bleibe optimistisch, dass die Tour de France starten wird. Natürlich kann man das Risiko nicht ausschließen. Wir könnten einen Corona-Hotspot in Nizza haben oder eine schnelle zweite Welle. Aber ich beobachte die Situation gemeinsam mit den Organisatoren sehr genau und derzeitig bin ich optimistisch, dass die Tour stattfinden wird» sagte Lappartient am Samstag in Siena gegenüber «Cyclingnews».
Strade Bianche hatte seine Rolle als Pilotprojekt der wieder gestarteten WorldTour am Wochenende erfolgreich gemeistert: Gesichtsmasken wurden getragen, Abstand gehalten und bei allen Beteiligten Fieber gemessen. Die Befolgung des Gesundheitsprotokolls sei laut Lappartient unerlässlich für eine erfolgreiche Durchführung der Saison 2020. «Wir hoffen einfach, dass die nächsten drei Monate wie geplant vonstatten gehen. Das ist essentiell für unseren Sport und unsere Wirtschaft.»<´>
Um das Risiko einer Infektion zu minimieren, haben sich die Teams in geschützte «Blasen» zurückgezogen, die sie von externen Einflüssen schützen. Selbst Lappartient hatte keinen Zugang zu den Mannschaften, um keinen der Fahrer zu gefährden.
Sollte es jedoch trotz umfassendem Gesundheitsprotokoll und weitreichenden Maßnahmen zu einer Infektion kommen, sieht der Vorsitzende des internationalen Radsportverbandes Möglichkeiten, die Wettbewerbe fortzuführen: «Ein Rennen wird nicht stoppen, wenn jemand positiv getestet wird, auch wenn niemand weiß, ob es anschließend zu Ende gebracht wird. Natürlich wird jeder positive Fahrer ausgeschlossen. Dann müssen wir seine Kontaktpersonen kontrollieren, um den Maßnahmen der WHO Folge zu leisten. Vielleicht müssen dann einige von ihnen, den Wettbewerb auch verlassen.» Zusätzlich sei der Dialog mit örtlichen Behörden unerlässlich. Selbst wenn in einigen Ländern der Rest des Teams weiterfahren dürfte, könnten andere Länder die Regeln anders verstehen und diese Maßnahmen müsse man akzeptieren. Die Gesetze der jeweiligen Nationen seien stärker als die Protokolle der UCI.
Um das Risiko aus eigener Kraft zu reduzieren, müssen die Mannschaften für jeden Fahrer vor dem Wettbewerb zwei negative Tests vorweisen, eine kostspielige Regelung, die manche Teams nicht ohne Weiteres stemmen können. Trotzdem schlägt Lappartient die Möglichkeit aus, die Rücklagen der UCI für Coronatests zu belasten. Die UCI verfüge lediglich über 600.000 Euro, während auf die Mannschaften Kosten in Höhe von 200.000 Euro für die nächsten drei Monate zukämen.
Insgesamt rief Lappartient erneut zu Solidarität und Zusammenhalt in der Radsportgemeinschaft auf, damit der Sport als Gewinner aus der Krise hervorgehen könne: «In den nächsten Monaten wird es wahrscheinlich nur einige wenige große Sportevents geben. Das ist eine Möglichkeit für den Radsport, denn TV-Übertragungen werden steigen und das kann helfen, neue Ressourcen zu finden. (...) Viele Menschen nutzen jetzt das Rad als Transportmöglichkeit und um Abstand zu halten. Die Wirtschaft um das Fahrrad läuft gut, selbst in der Krise und in Zukunft werden sich weitere Chancen ergeben. Der Profisport muss ein Teil davon sein.»