Berlin (dpa) - Emma Hinze stemmte vor lauter Freude ihre Rennmaschine in die Luft und schüttelte ungläubig den Kopf. Die erst 22 Jahre alte Sprinterin hat sich in einem Finale furioso zur Bahnrad-Königin von Berlin gekrönt und das historische WM-Triple von Kristina Vogel von 2014 wiederholt.
Hinze holte sich unter großem Jubel im Kampfsprint Keirin ihren dritten Weltmeister-Titel, nachdem sie zuvor schon Gold mit der Mannschaft und im Sprint gewonnen hatte. Damit katapultierte sich Hinze auch in die Rolle der Topfavoritin für die Olympischen Spiele in Tokio.
«Wie im Traum» wähnte sich Hinze nach ihren Gala-Vorstellungen in Berlin. «Grandios, überragend», schwärmte Bundestrainer Detlef Uibel über seine neue Vorzeigefahrerin und zog symbolisch den Hut. Auch Vogel, die seit ihrem schlimmen Trainingsunfall im Jahre 2018 querschnittsgelähmt ist, war voll des Lobes: «Sie ist ein supergroßes Talent. Ich hoffe, es ist der Beginn einer wunderschönen Karriere.»
Frauen-Power war angesagt im deutschen Lager. Sieben der acht Medaillen gingen auf das Konto von Hinze und Co. Den einzigen Podestplatz bei den Männern erkämpften sich am Schlusstag Roger Kluge und Theo Reinhardt mit Bronze im Madison. Damit verpasste das Erfolgsduo allerdings den dritten Titel in Serie nach 2018 und 2019, was ein Novum in dieser Disziplin gewesen wäre.
So standen im Velodrom mal wieder die Sprinterinnen im Blickpunkt. Und im Windschatten von Hinze brillierten auch die Kolleginnen. Die noch zwei Jahre jüngere Lea Sophie Friedrich belegte im Keirin Platz sechs. Zuvor hatte sie schon jeweils Gold im Teamsprint und im 500-Meter-Zeitfahren geholt, wodurch sie zur jüngsten Siegerin in dieser Disziplin aufgestiegen war. Dazu überzeugte auch Pauline Grabosch. «Der Bundestrainer hat eine schwere Entscheidung zu treffen mit uns drei», sagte Friedrich mit Blick auf Olympia, wo nur zwei Fahrerinnen starten dürfen. «Dass dieses Trio so schnell die Lücke schließen konnte, die Vogel und Welte gerissen haben, war phänomenal», bilanzierte der deutsche Sportdirektor Patrick Moster.
Ähnlich gut sah es bei den Verfolgern aus. Lisa Brennauer (Durach), Franziska Brauße (Öschelbronn) und Lisa Klein (Erfurt) belegten die Plätze zwei bis vier in der 3000-Meter-Einerverfolgung. Angesichts dieser starken Vorstellung wäre im Vierer noch mehr drin gewesen als Bronze. «Es ist noch nicht vollendet», sagte Klein im Hinblick auf Olympia.