Regensburg (rad-net) - Es ist angerichtet: Die Bayern-Rundfahrt kann starten. Einen Tag vor der Präsentation der Mannschaften für die 36. Austragung des wichtigsten deutschen Etappenrennens in Regensburg ist Rundfahrt-Chef Ewald Strohmeier überzeugt: «Wir werden ein spannendes Rennen erleben. Mit John Degenkolb haben wir den Protagonisten des Frühjahrs am Start. Im Kampf um einen Etappensieg wird er auf starke Fahrer wie Nacer Bouhanni oder Sam Bennett treffen, die in den zurückliegenden Wochen ebenfalls überzeugen konnten.»
Um die Motivation des Roubaix-Siegers Degenkolb muss man sich in Bayern wohl keine Sorgen machen: «Die Bayern-Rundfahrt ist mein Auftakt in die Tourvorbereitung. Es ist die letzte große Rundfahrt in Deutschland, die noch dazu durch das Bundesland führt, in dem ich aufgewachsen bin. Ich glaube, das sind einige gute Gründe, um motiviert an den Start zu gehen.» Gleich vier der fünf Etappen bieten sich in diesem Jahr für Sprinter-Siege an. Für seinen Teamkollegen Marcel Kittel gehörte Degenkolb daher schon bei der Präsentation der Strecke im Dezember zum Kreis der Top-Favoriten. Zwei Tage vor dem Rundfahrt-Start unterstrich Degenkolb dann auch seine Ambitionen: «Ein Etappensieg ist das Ziel. Welche Etappe das genau sein kann, hängt sicher auch vom Rennverlauf ab.»
Eine besondere Beziehung zur Bayern-Rundfahrt hat Degenkolb, geboren im Januar 1989, in diesem Jahr auch durch die Streckenführung der Rundfahrt über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze: «Während des Rennens denkt man nicht an diese Dinge. Aber selbstverständlich haben diese Ereignisse eine große Relevanz für mich. Ohne den Fall des Eisernen Vorhangs wäre meine Laufbahn als Sportler sicher anders verlaufen und ich hätte nicht die Möglichkeit gehabt, an Radrennen wie Paris-Roubaix oder Mailand-San Remo teilzunehmen.»
Nicht nur Degenkolb kann auf den Heimvorteil setzen. Die Streckenführung dieses Jahr macht die Fünf-Etappen-Fahrt für den Oberpfälzer Andreas Schillinger, Radprofi vom Team Bora-Argon 18, mehr denn je zu einem Heimrennen. «Dass ich heiß bin auf die Rundfahrt, muss ich wohl nicht betonen», so der 31-Jährige. «Aber das gilt nicht nur für mich, das gilt für das ganze Team. Wir sind ein deutsches und bayerisches Team, natürlich wollen wir uns hier wenige Wochen vor unserem Auftritt bei der Tour de France von der besten Seite zeigen.» Zu Details der Teamtaktik lässt sich Schillinger allerdings noch nicht in die Karten blicken: «Es ist sicher kein Geheimnis, dass wir zum Beispiel mit Sam Bennett einen der schnellsten Sprinter im Feld in unseren Reihen haben, der nach dem Sieg in Nürnberg im Vorjahr natürlich an diesen Erfolg anschließen will», so Schillinger. «Wenn es die Etappen zulassen, habe ich natürlich große Lust, auch selbst meine Chance zu suchen, aber mit Jan Barta, vor zwei Jahren Dritter der Gesamtwertung, sowie Dominik Nerz haben wir ja auch noch mindestens zwei Kandidaten, die auch am Ende der Rundfahrt auf dem Podium stehen können.»
Ewald Strohmeier blickt nach Abschluss der Vorbereitungen den kommenden Tagen gelassen entgegen: «Auch wenn die hohen Berge fehlen», so der 65-Jährige, «speziell die Etappen durch das Fichtelgebirge und über den Frankenwald am zweiten und dritten Tag sind anspruchsvoll. Wer sich in der Gesamtwertung etwas ausrechnet, darf sich hier nicht verstecken. Aber sicher wird der Gesamtsieg nur über eine solide Leistung im Zeitfahren zu holen sein.»
Die Teampräsentation für die 36. Bayern Rundfahrt findet morgen ab 19 Uhr in Regensburg auf dem Neupfarrplatz statt. Das Rahmenprogramm startet bereits um 17 Uhr. Die erste Etappe führt die 133 Profis aus 19 Teams am Mittwoch dann über 221 Kilometer von Regensburg nach Waldsassen und gilt als Etappe für die Sprinter.