Madrid (dpa) - Im Prozess gegen den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes und vier weitere Angeklagte hat der deutsche Sportmediziner Prof. Yorck Olaf Schumacher auf die Risiken bei Transfusionen von Eigenblut hingewiesen.
«Solche Eingriffe bedeuten unnötige Gefahren für die Patienten und können im Extremfall sogar tödlich sein», sagte der Wissenschaftler vor dem Madrider Gericht. Der Mediziner, der als Gutachter der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) aussagte, belastete damit die Angeklagten Fuentes, dessen Schwester Yolanda und die früheren Radteamchefs Manolo Saiz, Ignacio Labarta und Vicente Belda. Ihnen wird eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft verlangt für alle Angeklagten Haftstrafen von zwei Jahren.
Schumacher widersprach den Behauptungen von Fuentes, wonach die Transfusionen der Gesundheit von Hochleistungssportlern förderlich gewesen seien. «Das ist Unsinn», sagte der Gutachter. «In den Blutbeuteln überleben einige Zellen, andere sterben ab. Bei der Reinfusion gelangen diese toten Zellen und andere Rückstände mit einem Schlag in den Körper. Dies bedeutet eine enorme Belastung für das Immunsystem.»
Ein weiteres Risiko bestehe darin, dass Blutbeutel verwechselt werden könnten. «Es hat schon Fälle gegeben, in denen Patienten mit Krankheiten wie Hepatitis oder Aids infiziert worden sind.» Wenn ein Patient eine Infusion von Blut einer nicht kompatiblen Blutgruppe erhalte, könne dies sogar zum Tode führen.
Auch die Transfusion von Blut in Hotelzimmern sowie der Transport der Blutbeutel in einfachen Kühltaschen sei mit Risiken verbunden. Der Gutachter sah auch in der von Fuentes praktizierten Auszeichnung der Blutbeutel mit geheimen Codes eine potenzielle Gefahr. «Wenn Sie mal nicht da sind, kann in einem Notfall niemand den richtigen Blutbeutel identifizieren», hielt er Fuentes entgegen.
Die Angeklagten im Prozess um den größten Dopingskandal in der spanischen Sportgeschichte werden nur wegen Gesundheitsgefährdung zur Rechenschaft gezogen. Doping war bei der Aufdeckung des Skandals im Mai 2006 nach spanischem Recht nicht strafbar gewesen.