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Alberto Contador steht vor dem Gesamtsieg bei Tirreno-Adriatico. Foto: epa
16.03.2014 12:35
Contador strampelt sich frei - Wiggins will glänzen und in Rio auf die Bahn zurückkehren

Arezzo (dpa) - Der eine Toursieger zeigt bereits, was er drauf hat, der andere steckt sich voller Gemütsruhe neue Ziele. Alberto Contador holte sich dank eines bemerkenswerten Antritts den Sieg auf der mit 244 Kilometer längsten und mit zahlreichen Anstiegen gespickten vierten Etappe der Fernfahrt Tirreno Adriatico.

Bradley Wiggins zuckelte fast gemütlich hinterher. Contador distanzierte bei seiner Siegfahrt auch den aufstrebenden Kolumbianer Nairo Quintana, der ihm bei der Tour de France 2013 noch davongefahren war. Der Spanier hat jetzt gute Aussichten auf den Gesamtsieg bei der Rundfahrt zwischen den Meeren.

Sein Teamchef schwärmte. «Alberto hat sich gut vorbereitet, seine Form ist prima und er sieht wirklich gut aus. Die Dinge laufen besser als im vergangenen Jahr. Wir kämpfen hier um den Sieg», sagte Bjarne Riis der Nachrichtenagentur dpa. Der umstrittene Kletterer aus Pinto bei Madrid scheint sich seiner Form vor der Dopingsperre von 2010 bis 2012 zu nähern, was ihn mit Optimismus in Richtung Juli blicken lässt.

Während Contador vorn die Musik machte, trödelte Wiggins in einer der hinteren Gruppen. «Er ist vom Formaufbau noch nicht so weit, dass er hier um Platzierungen kämpfen kann. Aber er ist ein großer Fahrer und kann dem Team helfen», sagte Dario Cioni, Sportlicher Leiter beim Team Sky. Der Brite sah die Sache ähnlich gelassen. «Ich mache mir keinen Druck», bekundete er. Seine Motivationsprobleme, von denen er nach seinem Toursieg 2012 gesprochen hatte, sind offensichtlich Vergangenheit.

«Radsport hat mir die ganze Zeit Spaß gemacht, das Training auch. Es war nur der ganze Betrieb ringsherum, wenn man Toursieger geworden ist und plötzlich jeder etwas von einem will», erklärte der Sir seinen zwischenzeitlichen Unmut. 2016 will er bei den Olympischen Spielen in Rio wieder einen Abstecher auf die Bahn wagen.

Für 2014 hat er sich neue Reize gesetzt. Wiggins hat sein Training auf den Eintagesklassiker Paris-Roubaix am 13. April ausgerichtet. Der habe ihn schon immer fasziniert. Und weil bei diesem Kopfsteinpflaster-Klassiker ein guter Teil des Sieges darin bestehe, allein den anderen davonzufahren, glaubt er als exzellenter Zeitfahrer hier an seine Chance. «Klar kann er da gewinnen. Er ist nicht der Favorit. Aber er geht die Sache ernsthaft an. Er hat einen großen Motor», übte sich sein Teamchef Dave Brailsford in vorsichtigem Optimismus.

Im Mai wird Wiggins - gewarnt durch seine Erkältung beim letztjährigen Giro - ins sonnige Kalifornien zur dortigen Rundfahrt ausweichen und dann seinen Platz im Sky-Tourteam suchen. Ohne Siegesambitionen, wie er betont. «Ich möchte den Jungs, die mir geholfen haben, etwas zurückgeben», sagt er. Er erwähnt bei seinen Helferdiensten ausdrücklich Richie Porte. Vom Teamkollegen und Tour-Titelverteidiger Chris Froome spricht er nicht. Der steht nach überstandener Rückenverletzung gerade vor dem Comeback.

Ob Wiggins bei der Tour auf Dauer mit der Rolle als generöser Helfer zufrieden sein wird, ist unklar. Momentan genießt er sie in vollen Zügen. Er ist stets ansprechbar und lässt sich auf kleine Scherze ein. Dem Branchendienst «Cyclingnews» erzählte er von seinem größten Fehler als Jungprofi. «Ich sagte Mario Cipollini, er solle sich verdrücken», sagte er und schmunzelte bei der Erinnerung an die «Majestätsbeleidigung» in den roten Vollbart, mit dem er sich neuerdings schmückt.


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