Melbourne (dpa) - Der Countdown für die Olympischen Spiele läuft, die Bahn-Weltmeisterschaften in Melbourne sind für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nur eine Durchgangsstation.
«Prinzipiell dient die WM der Standortbestimmung auf dem Weg nach London», sagte Patrick Moster. Mit Medaillenprognosen hielt sich der BDR-Sportdirektor deshalb bewusst zurück. Nur Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel formulierte zwei Medaillen als Ziel.
Gold-Favorit in der Hisense-Arena ist das deutsche Teamsprint-Trio. Nach den WM-Siegen 2010 in Kopenhagen und 2011 in Apeldoorn sowie Weltrekord beim Weltcup im November 2011 in Cali wollen Rene Enders (Erfurt), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) die Konkurrenz erneut in die Schranken weisen. Doch auch bei den Teamsprintern steht Olympia schon im Fokus. «Es geht noch einmal darum, Erkenntnisse für die Olympia-Nominierung zu gewinnen, vor allem auf der zweiten und dritten Position», sagte Uibel.
Für die zweite Medaille soll Nimke als Titelverteidiger im nicht mehr olympischen 1000-Meter-Zeitfahren sorgen. Nach seinem Weltcup-Sieg in Cali gehört Ex-Weltmeister Levy wieder zum Favoritenkreis im Keirin. «Ich möchte meine guten Leistungen natürlich bestätigen», sagte der 24-Jährige, der in den vergangenen Tagen über leichte gesundheitliche Probleme klagte. Bei den Frauen wollen Kristina Vogel (Erfurt) und Miriam Welte (Otterbach) im Teamsprint das kleine Finale erreichen.
Für eine Überraschung könnte im 2012 erstmals olympischen Mehrkampf Omnium Nikias Arndt sorgen. Der 20-Jährige überzeugte als Dritter beim Weltcup in Peking und bei der WM-Generalprobe vor einer Woche in Perth. Mit einem Top-Ergebnis könnte der Cottbuser sogar noch seinen ehemaligen Trainingskollegen Roger Kluge aus der Olympia-Mannschaft verdrängen. Der Straßen-Profi aus Cottbus verzichtet in diesem Jahr erneut auf die WM. «Nikias' Form ist auf Top-Niveau», sagte Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer.
Vor dem letzten von zwölf Qualifikationswettbewerben für die Spiele in London hat der BDR in acht der zehn Disziplinen (Sprint, Keirin, Teamsprint/Mannschaftsverfolgung, Omnium, jeweils Männer und Frauen) Startplätze sicher. Der Bahnvierer als ehemaliges Flaggschiff wird wie schon 2008 bei den Spielen nur Zuschauer sein. In Melbourne geht es deshalb um ein bisschen Wiedergutmachung nach der enttäuschenden Qualifikation. «Wir wollen uns weiter steigern und den Aufwärtstrend der vergangenen Monate bestätigen», sagte Meyer.
Die Olympia-Premiere im Omnium der Frauen wird voraussichtlich ebenfalls ohne deutsche Beteiligung stattfinden. Deutschland liegt im Nationenranking nur auf Platz 16. «Aus eigener Kraft ist die Quali nicht mehr zu schaffen», räumte Frauen-Bundestrainer Thomas Liese ein.