Hannover (rad-net) - Die Tour de France 2009 war für ARD und ZDF ein Quoten-Reinfall. Die Berichterstattung in «konzentrierter Form» kam beim TV-Publikum nicht an. Rund eine Million Zuschauer pro Etappe sorgten für Marktanteile von durchschnittlich 8,6 Prozent (ARD) und 8,4 Prozent (ZDF). «Ich hatte schon auf zweistellige Marktanteile gehofft», sagte ARD-Teamchef Roman Bonnaire am Montag.
Wegen der schlechten Resonanz steht das neue Konzept auf dem Prüfstand. Die öffentlich-rechtlichen Sender hatten nach zahlreichen Doping-Enthüllungen im Radsport auf mehrstündige Live-Übertragungen verzichtet und lediglich die letzten 30 Minuten einer Etappe live gezeigt. Das trieb viele Radsport-Fans zum Konkurrenten Eurosport, der die Frankreich-Schleife im gewohnten Umfang zeigte und Zuschauer- Bestmarken erzielte.
Im Herbst wollen ARD und ZDF über die zukünftige Berichterstattung beraten. Der bis 2011 datierte Vertrag mit dem Tour-Veranstalter Amaury Sports Organisation (ASO) erlaubt laut Bonnaire durchaus die Rückkehr zum alten Format. Die ASO erwartet für das nächste Jahr, dass beide Sender zumindest eine Stunde pro Tag Tour-Live zeigen. So ist es in dem Vertrag geregelt, aus dem einige ARD-Intendanten am liebsten komplett ausgestiegen wären.
Der für dieses Jahr gefundene Kompromiss ging Innenminister Wolfgang Schäuble zu weit. Er kritisierte ARD und ZDF wegen der nach seiner Ansicht zu umfangreichen Tour-Berichterstattung. Großflächig berichtete aber nur Eurosport über das größte Radrennen der Welt, das nicht zuletzt wegen des Comebacks von Lance Armstrong in rund 170 Ländern gezeigt wurde.
In Deutschland erreichte der Spartensender, bei dem ein Werbespot mit Jan Ullrich für Gesprächsstoff sorgte, nach eigenen Angaben mit seinen Live-Sendungen einen durchschnittlichen Marktanteil von rund 6 Prozent. Damit lag Eurosport nur wenige Radlängen hinter ARD/ZDF.