Sevilla (dpa) - Die Spanien-Rundfahrt feiert 75. Geburtstag und wird vom 28. August an zum 65. Mal ausgetragen. Ohne den dreifachen Toursieger Alberto Contador haben Einheimische beim Jubiläum kaum Siegchancen. Der große Favorit heißt Denis Mentschow und kommt aus Russland.
Die spanischen Stars feiern nicht mit: Alberto Contador ist nach seinem dritten Tour-de-France-Erfolg saisonmüde, Alejandro Valverde noch bis Ende 2011 wegen Dopings gesperrt: Die zum 65. Mal ausgetragene Spanien-Rundfahrt beginnt spektakulär mit einem nächtlichen Team-Zeitfahren über 13 Kilometer durch Sevilla, aber die lokalen Radsport-Helden fehlen. Der große Favorit ist der Russe Denis Mentschow, und der weiß, wie man in Spanien siegt. 2005 rückte er für den wegen Dopings disqualifizierten Roberto Heras auf den ersten Platz, 2007 schaffte es der diesjährige Tour-Dritte aus eigener Kraft.
Carlos Sastre, Toursieger von 2008, oder Luis Leon Sanchez sollen die Ehre der so erfolgreichen Sport-Nation Spanien im Kampf um das neuerdings Rote Trikot retten. Den Gebrüdern Schleck aus Luxemburg, Roman Kreuziger (Tschechien) oder Vicenzo Nibali aus Italien werden auf den 3429,9 Kilometern zwischen Sevilla und Madrid, wo die Vuelta am 19. September zehn Tage vor dem WM-Start in Geelong/Australien endet, nur Außenseiterchancen eingeräumt.
Der prominenteste deutsche Teilnehmer ist der Giro- und Tour-Starter Danilo Hondo, der wie in Italien und Frankreich Schrittmacherdienste für seinen Chef Alessandro Petacchi leisten soll. Aber vielleicht fährt der Doping-Rückkehrer ganz schnell auch in Eigenverantwortung, denn Petacchi muss wegen der andauernden Ermittlungen durch das Italienische Olympische Komitee CONI mit der sofortigen Abberufung rechnen. Die Entscheidung darüber soll in Kürze fallen. Anstatt abzuwarten, steht Petacchi kaltschnäuzig am Start seines vielleicht letzten Rennens. Ihm droht eine lebenslange Dopingsperre.
Überhaupt ist das Feld der Sprinter erstklassig besetzt: Neben Petacchi, der bei der Tour das Grüne Trikot holte, kämpfen der Brite Mark Cavendish, zuletzt fünffacher Etappensieger in Frankreich, Hamburg-Sieger Tyler Farrar (USA) und der dreifache Weltmeister Oscar Freire (Spanien) um Tagessiege. Milram schickt Robert Förster aus Markkleeberg in die Spurtentscheidungen.
Beim letzten großen Auftritt seines Teams bei einer Rundfahrt will sich vor allem Markus Fothen für einen Vertrag bei einem anderen Arbeitgeber empfehlen. Milram streicht zum Saisonende bekanntlich die Segel. Die Prominentesten aus der Essener Equipe, Gerald Ciolek, Linus Gerdemann und Fabian Wegmann, haben im Gegensatz zu Fothen und Förster längst neue Mannschaften, die ihre Neulinge bald bekanntgeben wollen.
«Mentschow ist mein Topfavorit. Er ist der einzige Vuelta-Sieger am Start. Wenn er motiviert ist, wird er schwer zu schlagen sein», urteilte Sastre über seinen zukünftigen Teamkollegen. Sastre verlässt das in der kommenden Saison nicht mehr existierende Cervélo-Team. Der Spanier fährt ebenso wie Mentschow 2011 in der neuen italienischen Geox-Mannschaft.