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Erik Zabel (r) und Jan Ullrich stehen vor der "Nacht von Hannover" am Start.
22.09.2005 12:13
Zabel will dritte WM-Medaille - Kritik an Ullrich

Madrid (dpa) - Nach Bronze 2002 in Zolder und Silber im Vorjahr in Verona hat Erik Zabel bei den Titelkämpfen in Madrid seine dritte WM-Medaille auf dem Wunschzettel. Der erste Platz scheint allerdings für die Italiener gepachtet zu sein.

Das Team von Franco Ballerini will sich über 273 Kilometer, auf denen 13 Mal eine fünfprozentige Steigung zu nehmen ist, als «Gold-Express» präsentieren. Zabel weiß, dass er sich nicht nur auf seinen zukünftigen Team-Kollegen Alessandro Petacchi, der ihm und der gesamten Konkurrenz bei der Vuelta fünf Mal das Hinterrad zeigte, konzentrieren darf: «Paolo Bettini ist auf diesem Kurs genauso stark einzuschätzen.»

Zuvor wird im Kongress-Zentrum von Madrid Zabels neue Mannschaft präsentiert. Für seine alte Bonner Firma, der der inzwischen 35-Jährige 13 Jahre treu diente (192 Siege), streift er das T-Mobile-Trikot noch einmal am 9. Oktober bei Paris-Tours über: «Dann ist Schluss.» Aber ans Karriereende denkt der nimmermüde Berliner noch lange nicht. «Das Schlimmste, was Erik passieren könnte, ist, wenn ihm jemand das Rad wegnähme. Er darf den rechtzeitigen Absprung nicht verpassen», mahnte der ein Jahr jüngere Team-Kollege Steffen Wesemann, der in Madrid für die Schweiz an den Start geht.

Zabel strampelt wahrscheinlich noch bis 2008 weiter an der Seite von Petacchi beim neuen, vom Bremer Nordmilch-Konzern gesponserten Team. Dort soll auch auf der Führungs-Ebene Nationen übergreifende Arbeitsteilung herrschen. Gian-Luigi Stanga, bisher Manager des arrivierten italienischen Teams Domina Vacanze, und der Leipziger Michael Schiffner, bisher sportlicher Leiter von Wiesenhof, sollen die sportlichen Geschicke leiten. Als Manager soll Jörg Strenger, zu DDR-Zeiten Major der Staatssicherheit in Leipzig, eher im Hintergrund wirken.

Womöglich steht der Berliner auf den letzten Metern seiner großen Karriere wie bei T-Mobile hinter Jan Ullrich wieder im Schatten eines Großen. Bei den bedeutenden Rundfahrten wollen sich Zabel (Tour de France) und Petacchi (Giro d'Italia) aus dem Weg gehen. Ansonsten will der von der diesjährigen Tour-Demission noch immer enttäuschte ehemalige T-Mobile-Erfolgs-Garant Petacchis «Sprinter-Zug» nutzen, der dem Supersprinter aus La Spezia den Weg zu vielen Erfolgen ebnete.

Früher habe ihn in den Schlussspurts seine Mannschaft «aus dem Gröbsten» herausgehalten, jetzt würde er «sozusagen um mein Leben» fahren. Seit zweieinhalb Jahren müsste er sich im Sprint «einem höheren Risiko aussetzen», sagte Zabel der «Süddeutschen Zeitung» in einem Interview. Darin kritisierte er auch Ullrich: «Ich will Jan nicht ans Bein pinkeln. Otto Rehhagel hat bei Werder Bremen mal den Satz geprägt: Wer gewinnt, hat immer recht. Andersrum muss ich aus eigener Erfahrung sagen: Wenn man nicht gewinnt, muss man sich fragen, warum».

Im Rückblick auf die fast abgelaufene Saison sagte der Vize-Weltmeister über den «Kurzarbeiter» Ullrich, der in Madrid nicht mehr am Start ist: «Die Crux ist, dass Jan irgendwann im Mai mit Radrennen anfängt, vielleicht im April. Wenn Winokurow nicht Lüttich gewonnen hätte und ich nicht am Henninger Turm, dann wäre da erstmal gar nichts gewesen.»


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