dpa: Zum ersten Mal seit 1995 sind Sie nicht bei der Tour de France dabei. Freuen Sie sich auf die Fernseh-Übertragungen?
Zabel: «Wenn es bei den Sprint-Etappen auf die letzten fünf Kilometer geht und meine Pumpe schlägt 160 - dann schalte ich wahrscheinlich den Fernseher aus.»
dpa: Sie sollten bei der ARD die Etappen kommentieren?
Zabel: «Ich werde wahrscheinlich nur das letzte Wochenende kommen. Die Sprinter-Kollegen in der ersten Woche zu kommentieren, wäre emotional für mich nicht so einfach gewesen. Die Sache war mir zu heiß, irgendwie hätte ich zwischen den Stühlen gesessen. Wenn ich kritisch spreche, sagen die Fans: Der ist gefrustet. Wenn ich positiv rede, sagen sie: Der guckt durch die T-Mobile-Brille.»
dpa: Wie ist Ihre Sicht zur Entscheidung der Teamleitung, Sie diesmal nicht zur Tour mitzunehmen?
Zabel: «Erst musste ich natürlich ganz schön schlucken. Ich wollte Teil des Tour-Teams für Jan sein. 1996 und 97 hatten wir das zusammen mit den Siegen von Riis und Ullrich ja auch gut hingekriegt. Aber ich habe dann Walter Godefroots Argument ganz gut verstanden, der sagte: Wenn du Wasserträger bist, bist du kein Sprinter mehr.»
dpa: Ihre Tour-Alternative heißt jetzt Österreich-Rundfahrt - Gab es Druck, zu fahren?
Zabel: «Die Entscheidung wurde mir überlassen. Für T-Mobile hat diese Rundfahrt, für die die österreichische Abteilung Presenting-Sponsor ist, einen besonderen Stellenwert. Der Chef von T-Mobile Österreich hat gefragt, ob ich komme. Jetzt ist er happy. Ich habe unserem Teamchef Mario Kummer meine Entscheidung nach der deutschen Meisterschaft am Sonntag mitgeteilt.»
dpa: Wie meinten Sie das, als Sie nach Ihrem dritten Platz bei den Titelkämpfen in Mannheim sagten, Sie wollten den 18-jährigen Sensationsmeister Gerald Ciolek «unter Ihre Fittiche» nehmen?
Zabel: «Vielleicht gibt es eine Chance für ihn, da zu fahren, wo ich fahre. Ich könnte ihm helfen. Ich werde bald 35 - da braucht er keine Angst zu haben, dass ich mich auf seine Kosten noch profilieren wollte.»
dpa: Ihr Vertrag läuft aus. T-Mobile hat Ihnen einen Zwei-Jahres-Vertrag und anschließende Weiterbeschäftigung angeboten, Sie haben aber noch nicht unterschrieben - warum?
Zabel: «Ich habe ein gutes Angebot von Olaf Ludwig. Ich hoffe, wir finden eine Lösung, die beide Seiten glücklich macht. Die vier Wochen Bedenkzeit tun mir jetzt ganz gut.»
dpa: Wer gewinnt die Tour?
Zabel: «Auf einen Tipp möchte ich verzichten.»
Andreas Zellmer, dpa