Rom (dpa) - Die Generalprobe für Mailand - San Remo begann für Erik Zabel mit zwei zweiten Plätzen. Zum Auftakt des Etappenrennens Tirreno-Adriatico war nach einem komplizierten Finish in Tivoli nur Olympiasieger Paolo Bettini vor dem deutschen Milram-Star.
Einen Tag später in Frascati dann das gleiche Bild. Manche zweite Plätze seien wie eine Niederlage, der in Tivoli komme einem Sieg gleich, richtete Team-Manager Gianluigi Stanga dem gebürtigen Berliner aus. «Ich bin zufrieden», sagte der 36-jährige Zabel, der zu Saisonbeginn nach 13 Jahren Telekom und T-Mobile mit norddeutschem Sponsoren-Engagement noch ein Mal einen gut dotierten Neuanfang in Italien wagte - neben seinem langjährigen Hauptkonkurrenten in Massensprints, Alessandro Petacchi.
Am 18. März gegen 16.00 Uhr soll die neue deutsch-italienische Zusammenarbeit, die einem Drahtseilakt ähnelt, auf der Via Roma in San Remo mit einem umjubelten Sieg gekrönt werden. Zabel gewann dort schon vier Mal, Petacchi zum ersten Mal im Vorjahr. «Für Egotrips» sei kein Platz, «schon vor dem Hintergrund, dass jetzt 11 000 Milchbauern unsere Sponsoren sind», sagte Zabel, der von internen Absprachen zu Gunsten des in diesem Jahr schon sechs Mal erfolgreichen Petacchi nichts wissen wollte: «Ein Sieg unseres Teams in San Remo wäre traumhaft. Unsere Unberechenbarkeit ist ein Vorteil, den ich durch Preisgabe möglicher Marschrouten nicht aufs Spiel setzen werde.»
Vor der ProTour-Premiere des Tandems Zabel/Petacchi gab es beim Giro di Lucca einen ersten Härtetest für die neue Männerfreundschaft. Zabel versuchte sich in ungewohnter Position des Anfahrers - und Petacchi vollendete. Italienische Zeitungen bescheinigten Zabel danach die Qualitäten eines «tadellosen Gentleman». Es sei «eine Ehre gewesen, für Alessandro den Spurt anzuziehen», bedankte sich der Edelhelfer formvollendet.
Team-Manager Gerry van Gerwen machte Zabel ein Versprechen: «Eines unserer größten Ziele bei Tirreno-Adriatico ist Eriks erster Saisonsieg.» Der würde sich für die Team-Philosophie bestens machen und die möglicherweise geforderten Helferdienste des Berliners auf der Zielgeraden in San Remo bei Petacchis Heimspiel womöglich erleichtern. Bei der 2. Etappe bekam die Planung einige Risse. Im Zielspurt wirkten Zabel und Petacchi etwas unentschlossen, was Bettini nutzte. Aber sie haben ja noch noch bis zum 14. März Zeit.
Der zweite große Höhepunkt für Zabel - nach Siegen der erfolgreichste aktive Profi - nach seinem Lieblingsrennen Mailand - San Remo ist die Tour de France. Im Vorjahr musste er zuschauen, weil alle Energie bei T-Mobile für Jan Ullrich gebündelt werden sollte. Die erzwungene Tatenlosigkeit schlug dem ehrgeizigen Siegfahrer schwer auf den Magen und beschleunigte den überraschenden Wechsel vom Kommunikations-Multi zum Molkerei-Riesen.
Im Juli will Zabel, der vor fünf Monaten mit einem perfekt getimten Erfolg bei Paris - Tours in Bonn vernehmlich «Servus» sagte, wieder um das Grüne Trikot kämpfen: «Ich werde versuchen, frischer als 2003 und 2004 an den Tour-Start zu gehen.» In jüngeren Jahren hat er es schon sechs Mal gewonnen.
Auch in Frankreich will Zabel im Juli mit Petacchi ein Erfolgsgespann bilden. Bis zum 18. März wird es bereits erste Fingerzeige geben, ob die schwierige Kooperation für beide Fahrer fruchtbar sein kann. «Ich fühle mich sauwohl», beschrieb Zabel seine augenblickliche Befindlichkeit im neuen Team.